Lehrveranstaltungen der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte im Sommersemester 2004

Einführung in die Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (V, Epple)

Raum und Materie - Wandlungen mathematischer und physikalischer Grundkonzepte im 19. Jahrhundert (V, Epple)

Wissenschaft in den beiden Weltkriegen (S, Epple und Müller)

Wissenschaftshistorisches Kolloquium (K, Epple)


Einführung in die Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts

Prof. Dr. Moritz Epple

Vorlesung, auch Universität des Dritten Lebensalters (Seniorenstudium)
Die Vorlesung eignet sich für Studierende aller Fachbereiche

Do 10 - 12 Uhr, IG 411; ab 22.4.2004

Inhalt: Im Lauf des 19. Jahrhunderts entstand allmählich jenes Gefüge naturwissenschaftlicher Disziplinen, das noch die heutige Wissenschaftskultur prägt. Zugleich wandelte sich unter dem Einfluss dieser Wissenschaften in vielen Hinsichten das Bild von der Natur: Die Physik lehrte die Einheit aller Naturkräfte, die Biologie die gemeinsame Struktur und Evolution der Lebewesen, die Chemie den elementaren Aufbau aller materiellen Substanzen. Trotzdem kam es in den Jahrzehnten vor und nach 1900 in vielen Wissenschaften zu einem erneuten Umbruch, der insbesondere die kleinsten und größten Strukturen der Natur (Atome, Moleküle, Gene; Kosmos) völlig neu bestimmte. Damit einher gingen tiefgreifende Veränderungen der professionellen Struktur, der Forschungspraxis, aber auch der philosophischen Reflexion der modernen Wissenschaften. Die Vorlesung gibt an ausgewählten Themen dieses Feldes eine Einführung in die wissenschaftshistorischen Kenntnisse über den behandelten Zeitraum. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Für Studierende des Faches Geschichte bietet die Vorlesung einen Einstieg in das künftige Vertiefungsgebiet Wissenschaftsgeschichte.

Empfohlene Literatur: Ludwik Fleck, Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache, Frankfurt am Main 1980; Michel Serres (Hg.), Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1998; Mary Jo Nye (Hg.), The Cambridge History of Science, Bd. 5: The Modern Physical and Mathematical Sciences, Cambridge 2003. 


Raum und Materie - Wandlungen mathematischer und physikalischer Grundkonzepte im 19. Jahrhundert

Prof. Dr. Moritz Epple

Vorlesung, 2 SWS

Di 14 - 16 Uhr, 401, Otto-Stern-Raum, Robert-Mayer-Straße 10

Die Vorlesung richtet sich besonders an Studierende der Fächer Physik und Mathematik sowie an Studierende mit entsprechenden Vorkenntnissen.

Inhalt: Die Vorlesung wird an zwei zentralen Problemkomplexen den tiefgreifenden Veränderungen nachgehen, die naturwissenschaftliche Grundbegriffe insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfahren haben. In dem treffend als "nichteuklidische Revolution" bezeichneten Umbruch des Raumverständnisses in dieser Zeit verlor nicht nur die ehrwürdige euklidische Geometrie ihren Status als einzige mögliche mathematische Beschreibung des Raums, sondern Fragen nach der Beziehung zwischen physischem Kosmos und dessen geometrischer Beschreibung mussten auf allen (mathematischen, physikalischen, philosophischen, psychologischen) Ebenen neu beantwortet werden. Ganz ebenso forderte der notorisch schwierig zu fassende physikalische Begriff der Materie experimentelle Techniken (bes. die Spektroskopie) und theoretische Spekulationen heraus, die schließlich die moderne Atomvorstellung vorbereiteten. Die Vorlesung sucht die genannten Entwicklungen sowohl fachlich als auch im jeweiligen kulturellen Kontext zu beleuchten.

Empfohlene Literatur: Jeremy Gray, Ideas of Space, 2. Aufl. Oxford 1989; Max Jammer, Der Begriff der Masse in der Physik, Darmstadt 1964 u.ö.; P.M. Harman, Energy, Force, and Matter. The Conceptual Development of 19th Century Physics, Cambridge 1982 u.ö.; William McGucken: 19th Century Spectroscopy. Development of the Understanding of Spectra, 1802-1897, Baltimore 1969.


Wissenschaft in den beiden Weltkriegen

Prof. Dr. Moritz Epple und Dr. Falk Müller

Seminar

Do 14 - 16 Uhr, IG 3.501

ab 22.4.2004

Inhalt: Auch wenn Kriege stets (in einem weiten Sinn) technische Unternehmungen waren, stützten sich doch die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts in einem vorher nicht gekannten Maß auf aufwendige wissenschaftliche Forschung an Rüstungstechnologien, von der Luftfahrt und chemischen Waffen bis hin zur Kryptographie und zur Herstellung synthetischer Materialien. Inzwischen liegt ein umfangreicher Korpus an wissenschaftshistorischen Untersuchungen vor, die sich der Rolle der Wissenschaften in militarisierten Gesellschaften bzw. in kriegführenden Staaten zuwenden. Das Seminar wird anhand neuerer Forschungsliteratur einen Einblick in dieses für die Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts zentrale Gebiet liefern.

Empfohlene Literatur: Paul Forman und José Sanchez-Ron, National Military Establishments and the Advancement of Science, Dordrecht 1996; Helmut Maier (Hg.), Rüstungsforschung im Nationalsozialismus. Organisation, Mobilisierung und Entgrenzung der Technikwissenschaften, Göttingen 2002.


Wissenschaftshistorisches Kolloquium

Prof. Dr. Moritz Epple

Kolloquium

Di 18 - 20 Uhr, IG 1.414

ab 20.4.2004

Inhalt: Es werden zum einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit dem Veranstalter herzlich willkommen.

Programm:

Di, 28.4.2004 - Diskussion eines Textes von Martin J.S. Rudwick

Di, 4.5.2004 - Gemeinsame Sitzung mit dem Oberseminar der AG Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften, Universität Mainz / David E. Rowe (Mainz): Einstein als politische Persönlichkeit

Di, 11.5.2004 - Diskussion des Textes von Donald MacKenzie: "Slaying the Kraken. The Sociohistory of a Mathematical Proof", Social Studies of Science 29 (1999), 7-60

Di, 18.5.2004 - 19 Uhr ct. Andreas Karachalios (Mainz): Die Figur des "faschistischen Wissenschaftlers" in Italien

Di, 25.5.2004 - Petra Schmidl: Volksastronomische Quellen aus dem mittelalterlich arabisch-islamischen Kulturraum

Di, 1.6.2004 - Thomas Schuetz (Stuttgart): Zur Rezeption westlicher Bautechnik im osmanischen Reich im 16. und 17. Jahrhundert

Di, 8.6.2004 - Diskussion eines Textes von Michael Polanyi

Mi, 16.6.2004 - 18 Uhr ct., Raum IG 411 (Erdgeschoss): Moritz Epple: Vorstellung des beantragten Teilprojekts im SFB/FK 435 "Gesellschaftliche Modernisierung und die Genese abstrakten Wissens. Wandlungen der mathematischen Forschungskultur zwischen den Weltkriegen"

Mi, 23.6.2004 - 18 Uhr ct., Raum IG 411 (Erdgeschoss): PD Dr. Friedrich Steinle: Wie die Elektrizität salonfähig wurde. Experiment und Begriffsbildung bei Charles Dufay (1698-1739)

Di, 29.6.2004 - Peter Eisenhardt/Frank Linhard (Frankfurt): Die Geburt der Naturwissenschaft aus dem Geist des Griechentums

Di, 6.7.2004 - Florian Schmaltz (Frankfurt): Kampfstoff-Experimente im KZ Natzweiler 1943 - 1944. Die Menschenversuche von Otto Bickenbach im Kontext von Wissenschaft und Krieg

Di, 13.7.2004 - Falk Müller (Frankfurt): (Thema aus der Geschichte der Elektronenmikroskopie)


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zuletzt geändert am 4.6.2004, me