Lehrveranstaltungen der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte
Wintersemester 2005/2006


Wissenschaft im Zeitalter der Extreme (S, Epple)

Die Naturwissenschaften in Aufklärung und Industrialisierung (V, Epple)

Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Gab es im 16. und 17. Jahrhundert eine wissenschaftliche Revolution? (PS, Müller)

Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Wissenschaft im Nationalsozialismus (PS, Schmaltz)

Die Wiener wissenschaftliche Moderne (S, Detel, Stolleis und Epple)

Wissenschaft im Schatten der französischen Revolution (Ü, Epple und Müller)

Wissenschaftshistorisches Kolloquium (K, Epple)

Mittwochskolloquium (K)



Begleitseminar zur Ringvorlesung "Wissenschaft im Zeitalter der Extreme"

Prof. Dr. Moritz Epple

Seminar

Do 10:00 - 12:00, Raum NG 731, ab 3.11.2005

Inhalt: Das Seminar begleitet die gleichnamige Ringvorlesung, die vom Netzwerk Wissenschaftsgeschichte im Rahmen der Stiftungsprofessur "Wissenschaft und Gesellschaft" der Deutschen Bank durchgeführt wird. In dieser Reihe werden (5 oder 6) namhafte Vertreter der Wissenschaftsgeschichte ihre Forschungen und theoretischen Zugänge zur Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts vorstellen (jeweils Mittwochs, 18-20 Uhr, im Rahmen des Kolloquiums des SFB/FK 435) und am darauffolgenden Vormittag (zur angegebenen Zeit) für alle Interessierten offenstehende Diskussionsseminare abhalten. Das Seminar gibt dadurch die Gelegenheit, sich intensiv und im Gespräch mit namhaften Autoren (zugesagt haben bereits Hans-Jörg Rheinberger, Mary Jo Nye, Donald MacKenzie, Dominique Pestre und Evelyn Fox Keller) in aktuelle Fragen der Wissenschaftsgeschichte einzuarbeiten. Besonderes Gewicht wird dabei einerseits der Frage zukommen, welche spezifischen Wissenschaftskulturen sich im 20. Jahrhunderts ausgebildet haben, andererseits den komplexen Beziehungen zwischen den Wissenschaften und den politischen Konstellationen des 20. Jahrhunderts.

Das Seminar wird sich mit ausgewählten Texten der eingeladenen Referentinnen und Referenten befassen und so zugleich die Diskussion mit denselben vorbereiten. Zur allegemeinen Vorbereitung empfiehlt sich:

Empfohlene Literatur:
Michael Hagner (Hg.), Ansichten der Wissenschaftsgeschichte, Frankfurt am Main 2001

Programm


Die Naturwissenschaften in Aufklärung und Industrialisierung

Prof. Dr. Moritz Epple

Vorlesung (für Studierende aller Fachbereiche geeignet)

Di 14:00 - 16:00, Raum Casino 1.811, ab 1.11.2005

Inhalt: Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die neue Wissenschaft des 17. Jahrhunderts, wie sie u.a. im Werk Isaac Newtons kulminierte, rasch in Europa und führte zu einer breiten Blüte der Naturwissenschaften in der Kultur der Aufklärungszeit. Neben der Physik und Mathematik wurden weitere Gebiete grundlegend neu erschlossen, so die Chemie und Biologie. Dabei konkurrierten in vielfältiger Weise mechanistische Erklärungen der Welt mit einer eher beschreibenden Naturgeschichte.

Mit der Wende zum 19. Jahrhundert und dem allmählichen Anbruch des Industriezeitalters dehnte sich der Bereich und die soziale wie kulturelle Bedeutung naturwissenschaftlicher Forschung noch einmal aus. Zum Teil in Reaktion hierauf begannen neue Vorstellungen die Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts zu dominieren: die Idee der "Einheit der Natur" und universelle Konzepte wie das der Energie, der Entwicklungsgedanke in Geologie und Biologie, die Suche nach einem Verständnis kleinster Strukturen (Atome, Moleküle, Zellen) usw.

Die Vorlesung gibt einen einführenden Überblick über einige der zentralen naturwissenschaftlichen Entwicklungen dieses Zeitraums.

Einführende Literatur:
Thomas L. Hankins, Science and the Enlightenment, Cambridge 1995
Michel Serres (Hg.), Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1994
Hans Wussing (Hg.), Geschichte der Naturwissenschaften, Leipzig 1983
Roy Porter (Hg.), Eighteenth Century Science, Cambridge 2003 (= The Cambridge History of Science, Bd. 4)
Mary Jo Nye (Hg.), The Modern Physical and Mathematical Sciences, Cambridge 2003 (= The Cambridge History of Science, Bd. 5)


Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Gab es im 16. und 17. Jahrhundert eine wissentschaftliche Revolution?

Dr. Falk Müller

Proseminar

Do 14:00 - 17:00, Raum IG 4.401, ab 27.10.2005

Inhalt: In dem Proseminar sollen am Beispiel der Frage nach dem Wandel wissenschaftlicher Kulturen und deren historiographischer Bearbeitung zentrale Grundbegriffe und Arbeitsweisen der Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit eingeführt werden. Das Proseminar liefert zugleich eine generelle Einführung in Methoden und Fragestellungen der Neueren Geschichte und ihrer Nachbarwissenschaften.

Einführende Literatur:
Ernst Opgenoorth und Günther Schulz, Einführung in das Studium der Neueren Geschichte, 6. Aufl., Paderborn 2001
Thomas S. Kuhn, The Structure of Scientific Revolutions, 2. Aufl., Chicago 1970
H. Floris Cohen, The Scientific Revolution. A Historiographical Inquiry, Chicago 1994


Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Wissenschaft im Nationalsozialismus

Dr. Florian Schmaltz

Proseminar

Mi 14:00 - 17:00, Raum IG 4.401, ab 26.10.2005

Inhalt: Die Veranstaltung wendet sich an Studienanfänger und soll in die Methoden der Geschichtswissenschaft einführen (selbständiges Recherchieren, Bibliographieren, Referieren, Protokollieren, Quellenkritik und das Erstellen einer Hausarbeit). Thematisch bietet das Proseminar eine Einführung in die neuere Historiographie zur Universitätsgeschichte und zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Deutsche Forschungsgemeinschaft und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft) im Nationalsozialismus. Welche Wechselbeziehungen bestanden zwischen der Wissenschaft als gesellschaftlichem Teilsystem und der Judenverfolgung, der NS-Rassenpolitik, Aufrüstungs- und Kriegspolitik im NS-Regime?

Einführende Literatur:
Ernst Opgenoorth/Günther Schulz: Einführung in das Studium der Neueren Geschichte, 6. Aufl., Paderborn 2001
Ian Kershaw: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen im Überblick, Reinbeck 2002
Doris Kaufmann (Hg.), Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus (Bd. 1-2), Göttingen 2000


Die Wiener wissenschaftliche Moderne

Prof. Dr. Wolfgang Detel, Prof. Dr. Michael Stolleis und Prof. Dr. Moritz Epple

Seminar

Do 16:00 - 18:00, Raum NG 731, ab 27.10.2005

Inhalt: Dass Wien zwischen etwa 1900 und der Eingliederung ins nationalsozialistische Deutschland im Jahr 1938 ein bemerkenswerter Ort der kulturellen Moderne war, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, dass im frühen 20. Jahrhundert Wiener Wissenschaftler bahnbrechende Beiträge zu einer ganzen Reihe von Wissenschaften lieferten. Dazu zählten nicht nur die Philosophie (wo sich um den Philosophen Moritz Schlick, den Mathematiker Hans Hahn und den Sozialwissenschaftler Otto Neurath der sog. "Wiener Kreis" bildete), die Mathematik und die Physik, sondern auch die Rechtswissenschaften (in denen Hans Kelsens "Reine Rechtslehre" eine grundlegende Neuorientierung des Staats- und Völkerrechts befürwortete) oder die Wirtschaftswissenschaften.

In diesem interdisziplinären Seminar soll historisch der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher Weise die verschiedenen wissenschaftlichen Entwicklungen in Wien miteinander verknüpft und in der spezifischen Kultur Wiens verankert waren. Sachlich geht es ferner darum, die sich quer durch die Wiener wissenschaftliche Moderne ziehenden Elemente des Rückgriffs auf formale Methoden (Mathematik, Logik) einerseits, Empirismus und Positivismus andererseits zu diskutieren.

Die behandelten Primärtexte werden in der ersten Sitzung angegeben. Zur Vorbereitung empfiehlt sich ein Blick in:

Einführende Literatur:
Manfred Geier, Der Wiener Kreis, Reinbek 1992 (Rowohlts Monographien)
Allan Janik / Stephen Toulmin, Wittgensteins Wien, München/Wien 1984
Friedrich Stadler, Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext, Frankfurt am Main 1997
Karl Menger, Reminiscences of the Vienna Circle and the Mathematical Colloquium, Dordrecht 1994
Rainer Hegselmann, Otto Neurath - Empiristischer Aufklärer und Sozialreformer, in: Ders. (Hg.), Wissenschaftliche Weltauffassung, Sozialismus und Logischer Empirismus, Frankfurt 1979, S. 7-78
Rudolf A. Metall, Hans Kelsen. Leben und Werk, Wien 1969
Robert Walter, Hans Kelsens Rechtslehre, Baden-Baden 1999Friedrich Stadler / Clemens Jabloner (Hg.), Logischer Empirismus und reine Rechtslehre. Beziehungen zwischen dem Wiener Kreis und der Hans-Kelsen-Schule, Wien 2001


Wissenschaft im Schatten der französischen Revolution

Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Falk Müller

Übung

Mi 10:00 - 12:00, Raum IG 4.401, ab 26.10.2005

Inhalt: Die Zeit um 1800 war nicht nur durch politische Unruhen geprägt, sondern auch durch wichtige Weichenstellungen in der Entwicklung der Naturwissenschaften – nicht zuletzt aufgrund der Notwendigkeit, im nachrevolutionären französischen Staat neue Institutionen der wissenschaftlich-technischen Bildung aufzubauen. Während die mathematische Physik sowohl in der Ausweitung der mechanischen Naturerklärung als auch in neuen Gebieten wie der Elektrizität einen bemerkenswerten Aufschwung nahm, ermöglichte der Aufstieg der analytischen Chemie einen neuen Zugriff auf den Aufbau der Materie. Andererseits wurden – nicht zuletzt in den sich als "allgemeine Lebenswissenschaft" konstituierenden biologischen Disziplinen und unter dem Eindruck der romantischen Naturphilosophie – Versuche unternommen, die "Naturforschung" als ein auf ganzheitliches Naturverstehen gerichtetes Unternehmen neu zu organisieren.

In der Übung soll anhand der Lektüre von (deutschen, englischen und französischen) Originaltexten und ausgewählten Sekundärtexten einigen dieser Entwicklungen nachgegangen werden. Ein gleichzeitiger Besuch der Vorlesung von M. Epple wird empfohlen.

Literatur:
Maurice Crosland, The Society of Arcueil. A View of French Science at the Time of Napoleon I, Cambridge, Mass. 1967
Nicole et Jean Dhombres, Naissance d'un pouvoir. Sciences et savants en France (1793 - 1824), Paris 1989
Andrew Cunningham und Nicholas Jardine (Hg.), Romanticism and the Sciences, Cambridge 1990


Wissenschaftshistorisches Kolloquium

Prof. Dr. Moritz Epple

Kolloquium

Di 18:00 - 20:00, Raum IG 1.414, ab 1.11.2005

Inhalt: Es werden zum einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit dem Veranstalter herzlich willkommen.

Programm


Mittwochskolloquium

Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Alexander Becker, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Detel, Prof. Dr. Barbara Dölemeyer, Dr. Alexander Fidora, M.A., Prof. Dr. Johannes Fried, Prof. Dr. Hartmut Leppin, Prof. Dr. Werner Plumpe, Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Oevermann, Prof. Dr. Dres. h.c. Bertram Schefold, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte, Univ.-Prof. Dr. Dres. iur. h.c. Michael Stolleis

Kolloquium

Mi 18:15 - 19:45, Raum IG 457



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zuletzt geändert am 14.9.2005, jd