Geschichte der Elektronenmikroskopie


Mitarbeiter

Dr. Falk Müller


Schlüsselpublikationen

"The birth of a modern instrument and its development during World War II: Electron microscopy in Germany from the 1930s to 1945", in: Ad Maas und Hans Hooijmaijers (Hg.), Scientific Research in World War II. What Scientists did in the War, Routledge, New York / London 2009, S. 121-146

"Zwischen Bilderbuch und Messgerät: Der elektronenoptische Blick auf die Realstruktur von Festkörpern", in: Martina Heßler (Hg.), Konstruierte Sichtbarkeiten. Wissenschafts- und Technikbilder seit der Frühen Neuzeit, Wilhelm Fink-Verlag, München 2006, S. 75-98


Kurzbeschreibung

Am Beispiel der Geschichte der Elektronenmikroskopie von den 1930er bis in die 1960er Jahre sollen auf exemplarische Weise die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Technik, Industrie und Gesellschaft im 20. Jahrhundert erschlossen werden. Die Arbeit beschäftigt sich daher sowohl mit dem Stand lichtmikroskopischer Forschungen und den Anfängen und der Entwicklung der Elektronenoptik in den 1930er Jahren, mit der Etablierung und Durchsetzung der Elektronenmikroskopie als neues Forschungsmittel! hier insbesondere die Formen der Institutionalisierung von Forschung und Entwicklung, die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Entwicklung von Präparationsmethoden und Interpretationen von Elektronenmikrographen ? und mit der Einbettung der Elektronenmikroskopie in verschiedene biologische, medizinische, chemische und materialwissenschaftliche Experimentalsysteme. Dabei interessiert insbesondere die Genese und Wirkung wissenschaftlichen und technischen Wissens, die Konflikte zwischen verschiedenen Statusgruppen über kulturelle Gestaltungs- und Kontrollmöglichkeiten und die Beziehung zwischen wissenschaftlicher Forschung und industrieller Produktion in Deutschland von den 1920er bis in die 1970er Jahre. Die Elektronenmikroskopie entwickelte sich im Spannungsfeld zwischen industriellen und akademischen Kontexten, in einem interdisziplinären Feld zwischen Physikern und Ingenieuren, Medizinern, Biologen und Materialwissenschaftlern, war verbunden mit vielfältigen disziplinären und professionellen Kooperationen und Konflikten. Die Konstruktionsarbeit musste auf sehr unterschiedliche Bedürfnisse eingehen und fand daher nicht alleine im Bereich der materiellen Gestaltung der Geräte statt, sondern war auf der einen Seite verbunden mit der Entwicklung und Anwendung von Näherungsverfahren oder dem Einsatz von semiklassischen Modellen in der elektronenoptischen Theoriebildung, auf der anderen mit der Entwicklung neuer Präparationsverfahren und den entsprechenden Instrumenten. Die Elektronenmikroskopie dient in den Arbeit als eine Art ?Probekörper?, anhand dessen sich nicht nur Fragen der Konstruktion und Kontrolle komplizierter Artefakte und deren Übersetzungsfunktionen zwischen den menschlichen Beobachtern und der beobachteten Welt diskutieren lassen, sondern auch, wie sich im Austausch zwischen verschiedenen Personen und Gruppen Innovationsstrategien - als Verfahren der Gestaltung von Zukunft ? herausbilden.


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zuletzt geändert am 4.11.2013