Lehrveranstaltungen der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte
Sommersemester 2008


Die Naturwissenschaften in Aufklärung und Industrialisierung

Der Newtonianismus für die Dame: Texte der Wissenschaftspopularisierung im 18. Jahrhundert

Die Encyclopédie von Diderot und d’Alembert als wissenschaftshistorische Quelle

Maschinenkonzepte in Wissenschaft und Kultur

Wissenschaftshistorisches Kolloquium

Mittwochskolloquium



Die Naturwissenschaften in Aufklärung und Industrialisierung

Prof. Dr. Moritz Epple

Vorlesung (für Anfänger geeignet, für Hörer aller Fachbereiche)

Do 14:00-16:00, Cas. 1.811, ab 1.4.2008

Inhalt: Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die neue Wissenschaft des 17. Jahrhunderts, wie sie u.a. im Werk Isaac Newtons kulminierte, rasch in Europa und führte zu einer breiten Blüte der Naturwissenschaften in der Kultur der Aufklärungszeit. Neben der Physik und Mathematik wurden weitere Gebiete grundlegend neu erschlossen, so die Chemie und Biologie. Dabei konkurrierten in vielfältiger Weise mechanistische Erklärungen der Welt mit einer eher beschreibenden Naturgeschichte. Mit der Wende zum 19. Jahrhundert und dem allmählichen Anbruch des Industriezeitalters dehnte sich der Bereich und die soziale wie kulturelle Bedeutung naturwissenschaftlicher Forschung noch einmal aus. Zum Teil in Reaktion hierauf begannen neue Vorstellungen die Naturwissenschaft des 19. Jahrhunderts zu dominieren: die Idee der "Einheit der Natur" und universelle Konzepte wie das der Energie, der Entwicklungsgedanke in Geologie und Biologie, die Suche nach einem Verständnis kleinster Strukturen (Atome, Moleküle, Zellen) usw. Die Vorlesung gibt einen einführenden Überblick über einige der zentralen naturwissenschaftlichen Entwicklungen dieses Zeitraums und diskutiert dabei auch die Rolle der Wissenschaftsentwicklung in der europäischen Aufklärung und der beginnenden Industrialisierung.

Einführende Literatur:
* Thomas L. Hankins, Science and the Enlightenment, Cambridge 1995
* Michel Serres (Hg.), Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1994
* Hans Wussing (Hg.), Geschichte der Naturwissenschaften, Leipzig 1983
* Roy Porter (Hg.), Eighteenth Century Science, Cambridge 2003 (= The Cambridge History of Science, Bd. 4)
* Mary Jo Nye (Hg.), The Modern Physical and Mathematical Sciences, Cambridge 2003 (= The Cambridge History of Science, Bd. 5)


Der Newtonianismus für die Dame: Texte der Wissenschaftspopularisierung im 18. Jahrhundert

Prof. Dr. Moritz Epple

Übung (für Anfänger geeignet, für Hörer aller Fachbereiche)

Do 10:00-12:00, IG 4.401, ab 3.4.2008
Vorbesprechung: Donnerstag, 3.4.2008, 10:00-12:00, IG 4.401

Inhalt: Ein charakteristisches Merkmal der Wissenskultur des 18. Jahrhunderts war die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in populärer Form. Dabei spielten auch Zirkel um adlige Frauen wie der Kreis um Emilie de Breteuil bzw. die Marquise du Châtelet eine wichtige Rolle, dem neben Voltaire etliche junge Naturwissenschaftler angehörten. In diesem Kreis entstand z.B. 1739 das Werk „Il neutonianismo per le dame“ von Francesco Algarotti, das schon 1742 als „Sir Isaac Newton’s theory of light and colours, and his principle of attraction, made familiar to the ladies in several entertainments“ übersetzt wurde. Ähnliche Werke folgten, so u.a. die zunächst in französischer, dann in deutscher Sprache veröffentlichten „Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie“ von Leonhard Euler (1769-1773). Die Übung geht anhand solcher Texte der Frage nach, welche Rolle den neuen Naturwissenschaften in der gebildeten Öffentlichkeit dieser Zeit zukam. Dabei wird es auch um die Stellung gelehrter Frauen in Wissenschaft und Kultur des 18. Jh. gehen.

Einführende Literatur:
* Leonhard Euler, Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie, Nachdruck Braunschweig 1986
* Londa Schiebinger, Schöne Geister. Frauen in den Anfängen der modernen Wissenschaft, 2. Aufl., Stuttgart 1993
* Betty Jo Teeter Dobbs/Margaret C. Jacob, Newton and the Culture of Newtonianism, New York 1995
* Thomas L. Hankins, Science and the Enlightenment, Cambridge 1995


Die Encyclopédie von Diderot und d’Alembert als wissenschaftshistorische Quelle

Prof. Dr. Moritz Epple

Seminar (für Hörer aller Fachbereiche)

Do 14:00-16:00, IG 4.401, ab 3.4.2008
Vorbesprechung: Donnerstag, 3.4.2008, 14:00-16:00, IG 4.401

Inhalt: Die von Denis Diderot und Jean d’Alembert herausgegebene Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers war ein monumentales Werk der französischen Aufklärung, das mehrfach mit päpstlicher und politischer Zensur in Konflikt kam, aber in seinem Erfolg nicht zu bremsen war. Zugleich ist die Encyclopédie eine beeindruckende Quelle für die Wissenschaftskultur dieser Zeit. Im Seminar werden wir nach einigen vorbereitenden Überlegungen zur Geschichte und Struktur dieses Großwerkes vor allem jene Artikel der Encyclopédie in der Originalsprache lesen und diskutieren, die von Naturwissenschaftlern verfasst sind bzw. Schlüsselbegriffe der Naturwissenschaften des 18. Jahrhunderts behandeln. Eine Sonderstellung kommt dabei den Artikeln des zweiten Herausgebers d’Alembert zu, der für viele solche Artikel verantwortlich zeichnete – mit seinem charakteristischen Kürzel (0). Auf diese Weise soll insbesondere die Rolle dieser Wissenschaften für das Projekt der Aufklärung beleuchtet werden.

Literatur:
* Die Encyclopédie ist in mehreren Fassungen im Internet abrufbar, z.B. unter http://portail.atilf.fr/encyclopedie/
* Robert Darnton, Glänzende Geschäfte. Die Verbreitung von Diderots Encyclopedie, oder: Wie verkauft man Wissen mit Gewinn?, Berlin 1993
* Thomas L. Hankins, Jean d’Alembert, Science and the Enlightenment, Oxford 1970
* Thomas L. Hankins, Science and the Enlightenment, Cambridge 1995 (Einführung in die Wissenschaftsgeschichte der Aufklärung, nicht identisch mit vorigem)


Maschinenkonzepte in Wissenschaft und Kultur

Prof. Dr. Moritz Epple
Dr. Falk Müller

Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal

Anreise: 22.06.08, Abreise: 27.06.08

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Das Seminar wird zusammen mit Kollegen aus der Philosophie (Alfred Nordmann und Astrid Schwarz, TU Darmstadt) und der Technikgeschichte (Mikael Hård, TU Darmstadt) veranstaltet. Das Seminar findet im Waldemar-Petersen-Haus im Kleinwalsertal statt. Eine Voranmeldung (im Sekretariat Wissenschaftsgeschichte, I.G. 4.355 oder Email: delombre@em.uni-frankfurt.de) bis spätestens am 1. 4. sowie die Teilnahme am Vorgespräch sind Pflicht. Referatthemen werden auf der Vorbesprechung am Beginn des Semesters vergeben und die Studierenden werden vor dem Kompakttermin in der Vorbereitung betreut.

Inhalt: In diesem gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden der TU Darmstadt durchgeführten Kompaktseminar sollen anhand ausgewählter Themen aus verschiedenen Epochen der Geschichte und der Philosophie die Entwicklung und Bedeutung der Konzeptualisierungen von Maschinen untersucht werden.Mechanismen und Maschinen gehören seit der Antike nicht nur zu den naheliegenden Gegenständen technischen und kulturellen Interesses (vom deus ex machina der antiken Theaterkultur bis zu den Nanomaschinen des 21. Jahrhunderts), sondern regten auch eine Vielzahl von wissenschaftlichen und philosophischen Überlegungen an. In unterschiedlicher Weise wurden die Möglichkeiten exploriert, die Natur und die Lebewesen (z.B. bei Descartes), den Staat (z.B. bei Hobbes), den Menschen (z.B. bei la Mettrie, l'Homme machine), das Denken (von Charles Babbage bis zur künstlichen Intelligenz) und eine Reihe weiterer Bereiche als Mechanismus oder Maschine zu verstehen. In der Neuzeit verschob sich dabei auch das, was unter 'Maschine' selbst zu verstehen ist: neben die klassische mechanische Maschine traten chemische,elektrische, womöglich lebendige Maschinen und anderes mehr, während sich seit dem 19. Jahrhundert zugleich eine 'Maschinentheorie' im Rahmender Ingenieurwissenschaften formierte. Das interdisziplinär angelegte Seminar wird diesen Fragen anhand von auf der Vorbesprechung festgelegten Referaten nachgehen. Die genaue Themenwahl in diesem weiten Feld wird dabei auch von den spezifischen Interessen der Studierenden abhängen. Während des Sommersemesters wird die Vorbereitung der Referate durch die jeweils lokal tätigen Dozent/inn/en betreut und ein Reader mit gemeinsam zu diskutierenden Texten rechtzeitig vor dem Termin des Kompaktseminars zur Verfügung gestellt.



Wissenschaftshistorisches Kolloquium

Prof. Dr. Moritz Epple

Kolloquium

Di 18:00 - 20:00, Raum IG 4.401, ab 11.4.2008

Inhalt: Es werden zum Einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum Anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit dem Veranstalter herzlich willkommen.

Zu den Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Das laufende Programm des Kolloquiums finden Sie im Internet unter www.uni-frankfurt.de/fb08/HS/wg/ über den entsprechenden Link unter "Aktuelles".

Programm


Mittwochskolloquium

Dr. Alexander Becker, Prof. Dr. Wolfgang Detel, Prof. Dr. Barbara Dölemeyer, Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Alexander Fidora, M.A., Prof. Dr. Johannes Fried, Prof. Dr. Lothar Gall, Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl, Prof. Dr. Hartmut Leppin, Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Oevermann, Prof. Dr. Werner Plumpe, Prof. Dr. Dres. h.c. Bertram Schefold, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte, Univ.-Prof. Dr. Dres. iur. h.c. Michael Stolleis

Kolloquium

Mi 18:00 - 20:00, Raum IG 454



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zuletzt geändert am 11.2.2008, jd