Lehrveranstaltungen der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte
Sommersemester 2012


Wissenschaftsgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Spiegel der Sterne - Astrolabien im Orient

Politiken des Wissens: Die politische Dimension der historischen Epistemologie

Reisen in Ägypten und Mesopotamien von 2000 v. Chr. bis ins 20. Jahrhundert

Einführung in das Studium der Wissenschaftsgeschichte: Die Wissenschaften um 1800

Zeitvorstellungen und Zeitorganisationen in der vormodernen Welt

Wissenschaftshistorisches Kolloquium




Wissenschaftsgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit

Prof. Dr. Moritz Epple

Vorlesung

Di 14:00-16:00, Cas. 1.811, ab 17.4.2012

Inhalt: Die wissenschaftliche Kultur der Antike fand ihre Fortsetzung zunächst weniger im lateinischsprachigen Mittelalter als in der arabisch-islamischen Welt, wo zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert eine bemerkenswerte Blüte der klassischen Wissenschaften zu verzeichnen ist. Von dort aus fanden ab etwa dem 11. Jahrhundert antike, islamische und auch fernöstliche Wissensbestände Eingang in die europäische Tradition, wo sie an Fürstenhöfen und den neuen Universitäten studiert und gelehrt wurden. Im 16. und 17. Jahrhundert vollzog sich zunächst langsam, dann jedoch in dramatischer Beschleunigung ein Aufschwung der "neuen Wissenschaften" in Europa, der bald als wissenschaftliche Revolution gefeiert wurde. Zu ihr gehört nicht nur der Wechsel vom geo- zum heliozentrischen Weltbild, sondern auch die Entstehung neuer wissenschaftlicher Disziplinen (allen voran der Mechanik) und Verfahrensweisen (neue wissenschaftliche Instrumente wie Fernrohr und Mikroskop, Experimentalstil). Damit verknüpft waren neue technische Möglichkeiten, und auch die soziale Struktur der Wissenschaften wandelte sich grundlegend. Die in dieser Vorlesung beschriebene Wissensentwicklung bildet eine der wichtigen Voraussetzungen des Aufstiegs Europas zur Weltmacht.

Literatur: Aus der Vielzahl einschlägiger Publikationen seien die folgenden einführenden Werke genannt:
- David C. Lindberg, Die Anfänge des abendländischen Wissens, München 2000.
- Roshdi Rashed (Hg), Encyclopedia of the History of Arabic Science, 3 Bde., London 1996.
- Paolo Rossi, Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa, München 1997.
- Steven Shapin, Die wissenschaftliche Revolution, Frankfurt 1998.
- Peter Dear, Revolutionizing the Sciences. European Knowledge and its Ambitions, 1500 - 1700, Basingstoke 2001.


Spiegel der Sterne -Astrolabien im Orient

Dr. Petra Schmidl

Vorlesung

D0 14:00-16:00, HZ 9, ab 19.4.2012

Inhalt: Jede Geschichte der vormodernen Astronomie und Astrologie in den islamisch geprägten Gesellschaften krankt an einer Fülle des erhaltenen Materials und der geringen Zahl bearbeiteter Quellen. Astrolabien, astronomische Mess- und Lehrgeräte, mit deren Hilfe auch Zeit gemessen werden kann, stellen eine solche Quellengruppe dar. Diese Vorlesung greift einige dieser Instrumente gezielt heraus und stellt sie zunächst vor. Anhand der dort gefundenen Angaben sollen dann verschiedene Aspekte beleuchtet werden, wie etwa Quellen der Islamischen Astronomie, Astronomie und Religion, Astronomie und Astrologie, Astronomie und Herrschaft, Ausstrahlungen und Einwirkungen.

Literatur:

- Hartner, Willy: "The Principle and Use of the Astrolabe". In: Pope, Arthur Upham (Hg.): Survey of Persian Art. From Prehistoric Times to the Present 3. London, New York 1939, 2530-2554, 12 Abbildungen. Nachgedruckt in: Hartner, Willy: Oriens-Occidens. Ausgewählte Schriften zur Wissenschafts- und Kulturgeschichte. Festschrift zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Günther Kerstein u.a.. Hildesheim 1968, S. 287-311. Auch nachgedruckt in: Sezgin, Fuat (Hg.): Astronomical Instruments and Observatories in the Islamic World. Texts and Studies 10 (Islamic Mathematics and Astronomy 94). Frankfurt 1998, S. 338-375. Weiterer Nachdruck als Astrolabica 1, Paris 1978.

- Ragep, F. Jamil. "Astronomy" In: Encyclopaedia of Islam, THREE. Edited by: Gudrun Krämer; Denis Matringe; John Nawas; Everett Rowson. Brill, 2012. Brill Online. Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Johann Christian Senckenberg.


Politiken des Wissens: Die politische Dimension der historischen Epistemologie

Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Falk Müller, Dagmar Comtesse M.A.

Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal

Anreise: 1.7.2012, Abreise: 6.7.2012
Obligatorische Vorbesprechung am Donnerstag 12.4.2012, 14:00-16:00, IG 4.401

Inhalt: Die Geschichte des wissenschaftlichen Erkennens ist stets auch eine Geschichte der sozialen und politischen Funktionen der Forschung und des wissenschaftlichen Wissens. Das Seminar beschäftigt sich sowohl mit theoretischen Entwürfen, welche die politische Dimension der historischen Epistemologie ausloten, wie auch mit ausgewählten historischen Episoden, an denen diese Dimension exemplarisch untersucht werden kann. Das Seminar ist zugleich eine Veranstaltung der Studiengruppe Historische Epistemologie des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften. Es wird von Studierenden und Lehrenden gemeinsam geplant und vorbereitet. Eine obligatorische erste Vorbesprechung findet statt am Donnerstag, den 12. 4. 2012, um 14 Uhr ct.


Reisen in Ägypten und Mesopotamien von 2000 v. Chr. bis ins 20. Jahrhundert

Prof. Dr. Annette Warner, Dr. Daliah Bawanypeck

Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal

Anreise: 1.7.2012, Abreise: 6.7.2012
1. obligatorische Vorbesprechung am Mi 11.4.2012, 14:00-16:00, IG 5.401
2. obligatorische Vorbesprechung am Do 3.5.2012, 14:00-16:00, Jügelhaus - Jüg 6 C

Inhalt: Am Beispiel verschiedener Reisen soll die Erfahrung des Lebensraumes in Ägypten und Mesopotamien durch Fremde untersucht werden. Für die Vorstellung der einzelnen Reisen und Reisenden sind zunächst deren Dokumentationen grundlegend. Die Quellen stammen dabei sowohl aus vorchristlichen Zeiten (Keilschrifttexte und Papyri) als auch aus der Neuzeit. Dabei sollen Fragen nach den Intentionen der Reisenden, der Reiseorganisation (Finanzierung, Auftraggeber), den Reisemitteln (Boot, Maultier, Pferd etc.), den Reisebedingungen (Unterbringung, Versorgung u.ä.), dem Umgang der Reisenden mit der einheimischen Bevölkerung und deren Darstellung in den schriftlichen Quellen, Nachwirkungen der Reise (z.B. durch den Erwerb von Objekten) u.a. stehen.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Voranmeldung erwünscht unter warner@em.uni-frankfurt.de

Literatur:
- Herbert Scurla (Hg.): Reisen im Orient. Carsten Niebuhr, Ulrich Jasper Seetzen, Richard Lepsius, Heinrich Brugsch. Berlin 1962
- Deborah Manley und Sahar Abdel-Hakim (Hg.): Travelling through Egypt. From 450 BC to the Twentieth Century. Cairo 2008


Einführung in das Studium der Wissenschaftsgeschichte: Die Wissenschaften um 1800

Prof. Dr. Moritz Epple

Proseminar

Do 9:00-12:00, IG 4.401, ab 19.4.2012

Inhalt: Das Proseminar führt anhand von ausgewählten Dokumenten zu den Umbrüchen der europäischen Wissenschaften um 1800 in Themen und Fragestellungen der Wissen­schafts­geschichte ein. Besonderer Wert wird dabei auf das Kennenlernen begrifflicher und methodischer Grundlagen der Wissenschaftsgeschichte und auf intensive Eigenarbeit gelegt. Eine leitende Fragestellung wird sein, wie Wissenschaften, die sich um 1800 in einem raschen und tiefgreifenden Wandlungsprozess befanden, in die politischen und kulturellen Umbrüche der Zeit eingeflochten waren.

Voraussetzungen:
* Das Proseminar wendet sich exklusiv an Studierende des Nebenfaches Geschichte und Philosophie der Wissenschaften (Magister und Bachelor)
* Auch Magister-Studiengang (alte Studienordnung) und L-3-Studiengang (alte Studienordnung).
* Für den Besuch der Veranstaltung ist eine vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich. Die Anmeldelisten für die Proseminare der Mittelalterlichen und Neueren Geschichte liegen in der Zeit vom 10. – 13. April 2012, jeweils von 09.00 – 12.00 Uhr, in Raum 3.452 (Dr. Christian Kleinert) aus.
* Erstsemesterberatungen finden in den beiden Wochen vom 02.-05. April 2012 und vom 10.-13. April 2012 jeweils von 10.00 - 12.00 Uhr bei wechselnden Anbietern (siehe Aushang) statt.
* Das Proseminar dient im Rahmen des Grundstudiums zur Aneignung grundlegender Fähigkeiten für das Studium der Geschichte. Eine regelmäßige und engagierte Teilnahme ist deshalb unabdingbar.
* Dieses Proseminar wird von der Lernplattform OLAT begleitet. Die Anmeldung erfolgt unter https://olat.server.uni-frankfurt.de mit ihrem HRZ-Login und Passwort. Dort können sie sich dann in den Kurs eintragen.


Zeitvorstellungen und Zeitorganisationen in der vormodernen Welt

Dr. Daliah Bawanypeck, Dr. Petra Schmidl

Übung

Di 16:00 - 18:00, IG 4.401, ab 10.4.2012

Inhalt: Die Beschreibung von Vorgängen und Zuständen in bestimmten zeitlichen Rahmen und Kategorien ist für uns heute selbstverständlich. Im Gegensatz dazu zeigen vormoderne Quellen, dass die Idee einer linearen zeitlichen Abfolge von Ereignissen, ihre systematische Beschreibung und zeitliche Ordnungen keineswegs immer einen für uns heute üblichen universellen Charakter hatten. Dies berührt auch Vorstellungen über den Beginn der Welt und die zeitliche Wiederkehr signifikanter Ereignisse, und die Vorstellung von Ewigkeit(en). In der praktischen Umsetzung von Zeitkonzepten sind in den einzelnen Kulturen zum Teil eine Reihe von nebeneinander benutzten Kalendern zu beobachten, sowie individuelle Lösungen um einen vom natürlichen Sonnenjahr abweichenden Kalender mit dem Sonnenjahr in Einklang zu halten.
In dieser Übung soll zu den oben beschriebenen Aspekten eine Auswahl von Quellen aus Mesopotamien und dem arabisch-islamischen Kulturraum gelesen und diskutiert werden. Auch der Umgang mit unterschiedlichen Chronologien in der modernen Geschichtsschreibung soll in dieser Übung thematisiert werden.

Literatur:
- Hans-Joachim Gehrke und Astrid Möller (Hg.): Vergangenheit und Lebenswelt: Soziale Kommunikation, Traditionsbildung und historisches Bewusstsein. Tübingen 1996
- Ralph M. Rosen (Hg.): Time and Temporality in the Ancient World, Philadelphia 2004


Wissenschaftshistorisches Kolloquium

Prof. Dr. Moritz Epple, Prof. Dr. Annette Warner

Kolloquium

Di 18:00 - 20:00, IG 1.414, ab 17.4.2012

Inhalt: Fortgeschrittene Studierende und Doktoranden aller Fächer. Es werden zum einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit den Veranstaltern herzlich willkommen. Zu Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. < Wissenschaftshistorische Vorkenntnisse und persönliche Anmeldung sind erforderlich.br>

Programm


startseite zur Startseite der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte
zuletzt geändert am 16.4.2012, jd