Wissenschaftsgeschichte des
Mittelalters und der frühen Neuzeit
Studiengruppe Historische
Epistemologie: Science Wars. Streit um
„Wissenschaft“ seit dem 17. Jahrhundert
Von Vakuumpumpen, Fernrohren,
Weltsystemen und Beweisen: Wissenschaftliche Praxis im 17. Jahrhundert
Vom Fundort ins Museum: Wege
altägyptischer und mesopotamischer Antiquitäten nach
Europa
Einführung in das
Studium der Wissenschaftsgeschichte: Die USA in der 2. Hälfte
des 20. Jahrhunderts
Arabische Wissenschaftler im
Mittelalter
Wissenschaftshistorisches
Kolloquium
Prof. Dr. Moritz Epple
Vorlesung
Di 14:00-16:00, Cas. 1.811, ab 15.4.2014
Inhalt: Die wissenschaftliche Kultur der Antike fand ihre Fortsetzung zunächst weniger im lateinischsprachigen Mittelalter als in der arabisch-islamischen Welt, wo zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert eine bemerkenswerte Blüte der klassischen Wissenschaften zu verzeichnen ist. Von dort aus fanden ab etwa dem 11. Jahrhundert antike, islamische und auch fernöstliche Wissensbestände Eingang in die europäische Tradition, wo sie an Fürstenhöfen und den neuen Universitäten studiert und gelehrt wurden. Im 16. und 17. Jahrhundert vollzog sich zunächst langsam, dann jedoch in dramatischer Beschleunigung ein Aufschwung der "neuen Wissenschaften" in Europa, der bald als wissenschaftliche Revolution gefeiert wurde. Zu ihr gehört nicht nur der Wechsel vom geo- zum heliozentrischen Weltbild, sondern auch die Entstehung neuer wissenschaftlicher Disziplinen (allen voran der Mechanik) und Verfahrensweisen (neue wissenschaftliche Instrumente wie Fernrohr und Mikroskop, Experimentalstil). Damit verknüpft waren neue technische Möglichkeiten, und auch die soziale Struktur der Wissenschaften wandelte sich grundlegend. Die in dieser Vorlesung beschriebene Wissensentwicklung bildet eine der wichtigen Voraussetzungen des Aufstiegs Europas zur Weltmacht.
Literatur: Aus
der Vielzahl einschlägiger Publikationen seien die folgenden
einführenden Werke genannt:
* David C. Lindberg, Die Anfänge des abendländischen
Wissens, München 2000.
* Roshdi Rashed (Hg), Encyclopedia of the History of Arabic Science, 3
Bde., London 1996.
* Paolo Rossi, Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa,
München 1997.
* Steven Shapin, Die wissenschaftliche Revolution, Frankfurt 1998.
* Peter Dear, Revolutionizing the Sciences. European Knowledge and its
Ambitions, 1500 - 1700, Basingstoke 2001.
Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Falk Müller, Dr. des Fabian Link
Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal
Anreise: 6.7.2014, Abreise: 11.7.2014
Obligatorische
Vorbesprechung am Mittwoch
23.4.2014, 14:00-16:00, NG 1.731
Voraussetzungen: Persönliche Anmeldung bei den Dozenten.
Inhalt: Die
Studiengruppe Historische Epistemologie bietet in diesem Semester ein
Kompaktseminar für fortgeschrittene Studierende,
Doktorand/inn/en und Post-Docs zum Thema „Science
Wars“ an. Im Seminar werden Kontroversen untersucht, in denen
„Wissenschaft“ zum Streitgegenstand wurde
– etwa dadurch, dass die
„Wissenschaftlichkeit“ eines bestimmten
Wissensbestands oder einer Methode umkämpft war, oder dadurch,
dass grundlegende Aspekte der Wissenschaftskultur (Disziplinen,
institutionelle Gliederung, staatliche oder kulturelle Verankerung) im
Brennpunkt von Auseinandersetzungen standen. In solchen Kontroversen
zeigt sich, welche gesellschaftlichen Werte und Normen mit dem Status
eines Feldes als „Wissenschaft“ verbunden werden,
und wie diese immer wieder neu ausgehandelt werden.
Das Seminar untersucht Beispiele solcher Debatten von der
frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, aus
naturwissenschaftlichen ebenso wie aus sozial- und
geisteswissenschaftlichen Feldern, und nicht zuletzt die unter dem
Namen der „Science Wars“ bekannt gewordene
Kontroverse um die (post-)moderne Wissenschaftsforschung.
Vorausgesetzt für die Teilnahme am Kompaktseminar wird die Bereitschaft zum selbständigen Erarbeiten eines Referatthemas sowie die Lektüre des gemeinsam mit den Teilnehmenden zusammengestellten Seminarreaders im Vorfeld der Blockveranstaltung.
Literatur: Wird in der Vorbesprechung vorgestellt.
Prof. Dr. Moritz Epple
Seminar
Do 10:00-12:00, IG 4.401, ab 24.4.2014
Inhalt: Der Aufschwung der „neuen Wissenschaft“ im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts brachte nicht nur neues Wissen nach Europa, sondern auch neue Formen wissenschaftlicher Praxis: das auf wissenschaftliche Instrumente gestützte Experimentieren und Beobachten, neue Formen wissenschaftlicher Argumentation und Debatte, neue soziale Rollen für Wissenschaftler. Das Seminar geht diesen neuen Tätigkeiten anhand von einflussreichen Fallstudien zu Galileo Galilei, Tycho Brahe, Johannes Kepler, Robert Boyle und anderen nach. Dabei sollen auch die methodischen Konzepte der Autoren dieser Studien im Zentrum der Diskussion stehen.
Literatur:
* Mario Biagioli: Galileo, Courtier. The Practice of Science in the
Culture of Absolutism. Chicago 1993. Dt. Ausgabe: Galilei, der
Höfling. Entdeckung und Etikette – Vom Aufstieg der
neuen Wissenschaft. Frankfurt/M. 1999.
* Shapin, Steven und Simon Schaffer: Leviathan and the Air-Pump:
Hobbes, Boyle, and the Experimental Life, Princeton 1985.
* Peter Dear: Discipline & Experience: The Mathematical Way in
the Scientific Revolution.
Chicago 1995.
* Jardine, Nicholas: The Birth of History and Philosophy of Science.
Kepler’s ‚A Defence of Tycho against
Ursus’ with Essays on its Provenance and Significance.
Cambridge 1984, 2. erw. Aufl. 1988.
* Thoren, Victor E.: The Lord of Uraniborg. A Biography of Tycho Brahe.
Cambridge 1990.
Prof. Dr. Annette Warner, Dr. Daliah Bawanypeck
Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal
Anreise:22.6.2014, Abreise: 27.6.2014
Obligatorische Vorbesprechung am Dienstag
29.4.2014, 14:00-16:00, Seminarpavillon Westend - SP 2.02b
Persönliche Anmeldung bei den Dozenten.
Inhalt: An
verschiedenen Beispielen soll der Weg eines antiken Objektes von seinem
Fund in Ägypten oder der geographischen Region Mesopotamiens
bis zu seinem modernen Aufbewahrungsort in einem Museum beschrieben und
analysiert werden. Dabei sollen Fragen nach den Umständen des
Fundes (zufälliger Fund?, gezielte Schatzsuche?,
Forschungsreise?) und des weiteren Umgangs mit dem Fundobjekt
(Finanzierung des Transportes?, rechtliche Fragen?, Ankauf durch das
Museum?) u.a. stehen.
Themenvorstellung (durch die Lehrenden) und Wahl eines Themas (durch
die Studierenden) erfolgt im Gespräch mit den Dozentinnen. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen sich in das jeweilige Thema
einlesen und sich vor der obligatorischen Vorbesprechung im April
mindestens einmal zur Beratung mit Frau Bawanypeck oder Frau Warner
treffen. Bis Ende Mai wird ein Reader erstellt, der von allen
Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Vorbereitung zu lesen ist. Er
enthält zu jedem Thema einen Quellentext (ggf. in
Übersetzung, 20 Seiten) und Sekundärliteratur (10
Seiten). Die Auswahl der Texte für den Reader treffen die
Referentinnen und Referenten in Absprache mit den Lehrenden. Diese
Texte sind für die rechtzeitige Herstellung des Readers bis
zum 22.05. im Sekretariat der Wissenschaftsgeschichte der vormodernen
Welt in Form eines pdf-Dokumentes abzugeben.
Voraussetzungen: Anmeldung (per Email) unter warner@em.uni-frankfurt.de und bawanypeck@em.uni-frankfurt.de
Literatur:
* Fitz Gibbon, K. (Hg.): Who Owns the Past? Cultural Policy, Cultural
Property, and the Law. New Brunswick, Rutgers University Press 2005.
* Hoffman, B. T. (Hg.): Art and Cultural Heritage: Law, Policy and
Practice. Cambridge, Cambridge University Press 2006.
Dr. des Fabian Link
Proseminar
Mi 9:00-12:00, IG 4.401, ab 23.4.2014
Inhalt: Spätestens
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs traten die Vereinigten Staaten von
Amerika ihren Siegeszug in den westlichen Wissenschaften an. Die
amerikanischen Universitäten wurden während des
Kalten Krieges massiv ausgebaut: Die US-Regierung und private
Unternehmer gründeten hunderte von neuen Forschungszentren und
die außerakademische Forschung wurde stark ausgebaut. Diese
Entwicklung nahm bereits während des Zweiten Weltkriegs ihren
Lauf, spitzte sich jedoch im Kalten Krieg zu. Besonders entscheidend
für diesen Prozess war die angestiegene politische und
wirtschaftliche Macht der Vereinigten Staaten und die zahlreichen
Kooperationen zwischen wissenschaftlichen, politischen,
militärischen und wirtschaftlichen Akteuren. Das amerikanische
Bildungssystem wurde zum Erfolgsmodell, was nach dem Zusammenbruch des
„Ostblocks“ zu Beginn der 1990er Jahre weiter
bestätigt wurde. Auch heute gilt wissenschaftlicher
Innovationsgeist als ein wichtiges Exportgut der Vereinigten Staaten.
In diesem Proseminar zur Einführung in das Studium der
Wissenschaftsgeschichte werden die Entwicklungen der amerikanischen
Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ins
Blickfeld genommen. Dabei werden verschiedene Wissenschaften genauer
untersucht, so die im Kalten Krieg besonders erfolgreichen Disziplinen
wie Nuklearphysik, Psychologie, Soziologie oder
Wirtschaftswissenschaften, aber auch Wissenschaften, die in den Medien
weniger sichtbar waren, wie die Mathematik oder die Mikrobiologie. Ziel
des Proseminars ist die Vermittlung von Herangehensweisen auf
methodischer und theoretischer Ebene an wissenschaftshistorische
Fragestellungen und die inhaltliche Einführung in die
Wissenschaftskultur der Vereinigten Staaten in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Erwartet werden
regelmäßige Teilnahme, aktive mündliche
Beteiligung, die Bereitschaft zum Erstellen von Referaten und kleineren
Hausarbeiten sowie einer größeren Hausarbeit am Ende
des Semesters.
Empfohlene
Literatur:
* Gavin, Francis J.: Nuclear Statecraft: History and Strategy in
America´s Atomic Age. Ithaca 2012.
* Gilman, Nils: Mandarins of the Future: Modernization Theory in Cold
War America. Baltimore/London 2003.
* Greiner, Bernd/Müller, Tim B./Weber, Claudia (Hg.): Macht
und Geist im Kalten Krieg (Studien zum Kalten Krieg, Bd. 5). Hamburg
2011.
* Wang, Jessica: American Science in an Age of Anxiety: Scientists,
Anticommunism, and the Cold War. Chapel Hill/London 1999.
Prof. Dr. Annette Warner
Übung
Do 14:00 - 16:00, IG 4.401, ab 24.4.2014
Inhalt:In
dieser Übung werden ausgewählte arabische
Wissenschaftler des 9. bis 15. Jahrhunderts (u.a. Banū Mūsā, Omar
Khayyám, Ibn al-Haytham, Nasīr ad-Dīn Tūsī, Ulugh Beg)
vorgestellt und Ausschnitte ihrer Werke in Übersetzung
(deutsch/englisch/französisch) gelesen und besprochen. Dabei
liegen einzelne Schwerpunkte auf der Übernahme und
Weiterentwicklung griechischer Wissenschaften, der
Überlieferung wissenschaftlicher Erkenntnisse in
Übersetzungen, der Patronage von Wissenschaftlern durch
Herrscher und dem Zusammenspiel von wissenschaftlichen Kenntnissen und
Religion.
Die Übung kannn begleitend zur Vorlesung
„Wissenschaftsgeschichte des Mittelalters und der
frühen Neuzeit“ besucht werden.
Empfohlene
Literatur:
* Gutas, Dimitri: Greek thought, Arabic culture : the Graeco-Arabic
translation movement in Baghdad and early ̔Abbāsid society
(2nd-4th/8th-10th centuries). London: Routledge, 1998.
* Hogendijk, Jan P. and Abdelhamid I. Sabra.: The enterprise of science
in Islam: New perspectives. Dibner institute studies in the history of
science and technology. Cambridge, Mass: MIT Press, 2003.
Prof. Dr. Moritz Epple, Prof. Dr. Annette Warner
Kolloquium
Di 18:00 - 20:00, IG 1.414, ab 29.4.2014
Inhalt: Fortgeschrittene Studierende und Doktoranden aller Fächer. Es werden zum einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit den Veranstaltern herzlich willkommen. Zu Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. < Wissenschaftshistorische Vorkenntnisse und persönliche Anmeldung sind erforderlich.br>