Wissenschaft
in antiken Kulturen
(Vorlesung)
Wissenschaft,
Politik und Öffentlichkeit im 19. und 20. Jahrhundert
(Vorlesung)
Zur
Epistemologie und sozialen Funktion
schwacher Wissensbestände
(Blockseminar)
Darstellung des Fremden in Ägypten, Mesopotamien und
arabisch-lateinischen Kulturräumen ca. 2000 v.Chr. bis 2000
n.Chr (Blockseminar)
Wissenschaft
und Technik im Ersten
Weltkrieg (Seminar)
Einführung
in das Studium der Wissenschaftsgeschichte: Die Wissenschaften in den
deutschsprachigen Ländern am Fin de Siècle zwischen
Krisis und Aufbruch (Proseminar)
Pyramiden
des pharaonischen Ägypten (Übung)
Wissenschaft,
Politik und Öffentlichkeit im 19. und 20. Jahrhundert
(Übung)
Beyond
Comte: Positivistische Philosophie
1830-1930 in globaler Perspektive (Übung)
Wissenschaftshistorisches
Kolloquium
Prof. Dr. Annette Warner
Vorlesung
Do 10:00-12:00, HZ 9, ab 14.4.2016
Inhalt: In
allen größeren antiken Kulturen entwickelten sich -
z.T. lange vor unserer Zeitrechnung - komplexe Wissens- und
Expertensysteme, in denen heilkundliches Wissen gesammelt, die
Vorgänge der irdischen und himmlischen Natur gedeutet, und
rechnerisch-administrative Verfahren entwickelt wurden.
Früheste schriftliche Quellen dieser Entwicklungen liegen aus
den Kulturen Ägyptens und Mesopotamiens vor, in denen
(unabhängig voneinander) um ca. 3000 v. Chr. das Instrument
der Schrift erfunden wurde.
Die klassische griechische Periode zeichnet sich dadurch aus, dass in
ihr gleichzeitig mit dem Aufblühen neuer Wissenschaftszweige
in Mathematik, Kosmologie, Zoologie usw. ein Methodenideal der
Wissenschaften explizit formuliert wurde. Die Großreiche des
Hellenismus und der Spätantike wiederum erlebten eine
höchst folgenreiche Verflechtung der verschiedenen antiken
Wissenstraditionen, deren Einzelheiten z.T. immer noch Gegenstand der
Forschung sind.
Die Vorlesung, die sich an Studierende aller Fächer,
insbesondere aber der Geschichte und der Philosophie wendet, gibt
sowohl eine Einführung in die wichtigsten Aspekte dieser
Entwicklung als auch in die Methoden einer modernen Historiographie der
antiken Wissenschaften. Dabei liegen Schwerpunkte u.a. auf der
Anerkennung und Rekonstruktion antiker wissenschaftlicher Konzepte (die
sich von ‚entsprechenden' modernen Konzepten signifikant
unterscheiden können) und auf den vorliegenden Arten von
Quellen und ihrer Interpretation.
Literatur:
* Lindberg, D. C., Die Anfänge des abendländischen
Wissens, München 2000.
* Lloyd, G.E.R., Magic, Reason and Experience. Studies in the Origins
and Development of Greek Science, Cambridge 1999.
* Serres, M. (Hg.), Elemente einer Geschichte der Wissenschaften,
Frankfurt am Main 1998.
PD Dr. Sybilla Nikolow
Vorlesung
Di 14:00-16:00, Cas. 1.811, ab 19.4.2016
Inhalt: Wissenschaft
ist ein bestimmender Teil dessen, was unsere moderne Gesellschaft heute
ausmacht. Wie es dazu kam, dass unsere Lebensweise so stark von
wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Entwicklungen
geprägt wurde, zeigt ein Blick in die moderne Geschichte der
Wissenschaften. Dabei wird deutlich, wie eng wissenschaftliche mit
gesellschaftlichen Wandlungsprozessen verbunden ist.
In der Vorlesung liegt der Schwerpunkt auf den Beziehungen zur Politik
und Öffentlichkeit in den letzten beiden Jahrhunderten.
Ausgehend von der Gründung der deutschen
Forschungsuniversität, werden Disziplinbildungen und
Forschungskulturen aber auch die Popularisierung und Nationalisierung
der Wissenschaften im 19. Jahrhunderts dargestellt und die
veränderten Beziehungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik im Jahrhundert der Extreme beleuchtet.
Die Übung baut auf dem Stoff der Vorlesung auf, vermittelt
Arbeitstechniken zur Quellenanalyse und soll helfen, sich diesen
wichtigen Teilbereich der Neueren und Neuesten Geschichte zu
erschließen.
Literatur:
* Ash, Mitchell G. 2010: Wissenschaft und Politik. Eine
Beziehungsgeschichte im 20. Jahrhundert. Archiv für
Sozialgeschichte, 50, 11-47.
* Daum, Andreas 1998: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert.
Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die
deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914. München:
Oldenburg
Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. phil Fabian Link, Dr. Falk Müller
Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal
Anreise: 10.7.2016, Abreise: 15.7.2016
Obligatorische Vorbesprechung: Mittwoch 20.4.2016, 14:00-16:00, IG 1.414
Voraussetzungen:
Wir bitten um persönliche Anmeldung bei den Dozenten.
Voraussetzung für die Teilnahme am Kompaktseminar ist die
Bereitschaft zum selbständigen Erarbeiten eines Referatsthemas
sowie die Lektüre des gemeinsam mit den Teilnehmenden
zusammengestellten Seminarreaders im Vorfeld der
Blockveranstaltung.
Reise- und Aufenthaltskosten werden vom Historischen Seminar
bezuschusst.
Inhalt: Wissenschaftliches
Wissen wird in der Regel als eine starke Ressource gesellschaftlicher
Formationen betrachtet: mit ihm sind Hierarchien, epistemische und
soziale Normen und Funktionen verbunden, welche den Akteuren und
Institutionen wissenschaftlichen Wissens Stärke verleihen. Im
Seminar sollen umgekehrt Aspekte und Beispiele von
Wissensbeständen und Wissensakteuren diskutiert werden, denen
diese Stärke fehlt. Dazu zählen etwa das Wissen
unterlegener bzw. marginalisierter Gruppen in den Wissenskulturen
verschiedener Epochen (von den Handwerkern der Antike und
frühen Neuzeit über die Wissensträger
kolonisierter Regionen bis zur Arbeiterbildung), aber auch
Wissensbestände, die den epistemischen Kriterien und Normen
anspruchsvoller traditioneller Wissensbegriffe nicht oder nur teilweise
entsprechen (von der astrologischen Wettervorhersage eines
Bauernkalenders bis zu alternativen Traditionen der Heilkunst). Neben
Fallbeispielen sollen auch theoretische Gesichtspunkte zur Untersuchung
schwacher Wissensbestände erarbeitet werden, etwa die
Bedeutung von mangelnder sprachlicher oder schriftlicher Artikulation
von Wissen, die Frage der kulturellen und sozialen Hegemonie von
Wissensbeständen und die Rolle von
Geschlechterverhältnissen und Kolonisierungsbeziehungen in der
Produktion und Zirkulation von Wissen.
Literatur: die Literaturvorschläge folgen in der Vorbesprechung.
Prof. Dr. Annette Warner, Dr. Daliah Bawanypeck, Dr. Petra Schmidl
Blockseminar in Riezlern im Kleinwalsertal
Anreise: 3.7.2016, Abreise: 8.7.2016
Obligatorische
Vorbesprechungen:
* Mittwoch, 13.4.2016, 10:00-14:00, Seminarhaus SH
0.106
* Mittwoch, 11.5.2016, 10:00-14:00, Seminarhaus SH 0.106
Voraussetzungen:
* Zwischenprüfung.
* Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
* Voranmeldung erwünscht unter warner@em.uni-frankfurt.de
* Vorbereitung: Themenvorstellung (durch die Lehrenden) und Wahl eines
Themas (durch die Studierenden) auf der ersten Vorbesprechung. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen sich bereits in das jeweilige
Thema einlesen und sich vor der zweiten obligatorischen Vorbesprechung
mindestens einmal zur Beratung mit Frau Bawanypeck, Frau Schmidl oder
Frau Warner treffen. Bis Mitte Juni wird ein Reader erstellt, der von
allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Vorbereitung zu
lesen ist. Er enthält zu jedem Thema einen Quellentext (ggf.
in Übersetzung, 15 Seiten) und Sekundärliteratur (10
Seiten). Die Auswahl der Texte für den Reader treffen die
Referentinnen und Referenten in Absprache mit den Lehrenden. Diese
Texte sind für die rechtzeitige Herstellung des Readers bis
zum 27.05.2016 im Sekretariat der Wissenschaftsgeschichte der
vormodernen Welt in Form eines pdf-Dokumentes abzugeben.
Inhalt:An verschiedenen Beispielen sollen Darstellungen des Fremden in Ägypten, Mesopotamien und arabisch-lateinischen Kulturräumen ca. 2000 v. Chr. bis 2000 n. Chr. beschrieben und untersucht werden. Dabei werden Fragen nach Erfahrungen mit Fremdheit, Fremdem und Fremden im Vordergrund stehen. Die Quellen stammen sowohl aus vorchristlichen Zeiten (Keilschrifttexte, Papyri), aus dem Mittelalter und der Neuzeit. Anlässe für Begegnungen mit dem Fremden waren und sind vielfältig: Wirtschaft und Handel, Religion und Kult, Politik und Wissenserwerb. Dementsprechend wird der Fremde als der von außen Kommende, als der anders Seiende oder als der feindlich Gesinnte gesehen.
Literatur:
* Meinhard Schuster, Die Begegnung mit dem Fremden (Colloquium Rauricum
Band 4), Stuttgart/Leipzig: B.G. Teubner, 1996.
* Meier, Frank, Gefürchtet und bestaunt. Vom Umgang mit dem
Fremden im Mittelalter. Ostfildern: Jan Thorbecke, 2007.
PD Dr. Sybilla Nikolow
Seminar
Mo 16:00-18:00, Seminarhaus SH 2.102, ab 11.4.2016
Inhalt: Der
Erste Weltkrieg hatte weitreichende Folgen für die
Wissenschaftslandschaft in Deutschland. Dazu gehörte die
Verwischung vormaliger Grenzen zwischen Grundlagenforschung und
Anwendung sowie die wissenschaftspolitische Überzeugung, dass
bahnbrechende Innovationen vor allem dort entstehen, wo
interdisziplinäre Forschergruppen projektbezogenen im
großen Maßstab zusammenarbeiten. Zwar verdichtete
sich die wechselseitige Durchdringung von Wissenschaft, Technik und
Militär bereits in den Jahrzehnten vor Kriegsbeginn, aber erst
die Herausforderungen des technisierten Krieges brachten den modernen
Typus des Experten hervor, dessen relative Forschungsautonomie als ein
Verhandlungsergebnis im modernen Beziehungsgeflecht zwischen Staat,
Militär, Wirtschaft und Wissenschaft zu verstehen ist. Dass es
keine Disziplin unberührt ließ, belegen z. B. die 31
Fachbeiträge im Sammelband des
Naturwissenschaftspädagogen Bastian Schmid von 1919.
Im Seminar geht es um die Frage nach der Wissenschaft als Ressource
für die moderne Kriegsführung wie umgekehrt, um die
Bedeutung des modernen Krieg für die Wissenschaftsentwicklung.
Die historische Verwandtschaft zwischen moderner Wissenschaft und
Erstem Weltkrieg soll anhand von Quellenmaterial rekonstruiert und im
Rückgriff auf neuere Forschungsliteratur bewertet werden.
Literatur:
* Schmid, Bastian (Hg.) 1919: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und
Erfindung im Weltkriege. München/Leipzig: Verlag von Otto
Nemnich.
* Szöllösi-Janze, Margit 2009: Der Experte als
Schachspieler. Thesen zum Verhältnis von Wissenschaft und
Krieg, Forschungsberichte aus dem Duitsland Instituut Amsterdam,
Universiteit van Amsterdam, 5, 34-47.
Dr. phil. Fabian Link
Proseminar
DO 14:00-17:00,
Inhalt: Wissenschaftler und Kulturschaffende waren um 1900 überzeugt, dass sie sich in einer Umbruchphase befanden. Der Beginn der „klassischen Moderne“, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verorten ist, war geprägt von einem Bewusstsein des Niedergangs, zugleich aber auch des Aufstiegs neuer Theorien, wie z.B. Albert Einsteins 1905 postulierte spezielle Relativitätstheorie. Die Wissenschaften hatten sich institutionell und disziplinär und soweit ausdifferenziert, dass kaum mehr von einem einheitlichen Feld gesprochen werden konnte. Allein innerhalb der Naturwissenschaften bildeten sich zahlreiche Spezialwissenschaften heraus, die teilweise nicht mehr an den Universitäten, sondern an reinen Forschungsinstituten praktiziert wurden. Um die Jahrhundertwende entspann sich daher eine heftige Diskussion darüber, ob überhaupt noch von einer „ganzheitlichen Wissenschaft“ gesprochen werden konnte, oder ob die verschiedenen Wissenschaften auf jeweils unterschiedlichen epistemologischen Grundlegungen basierten. Ein Beispiel hierfür ist die von Wilhelm Dilthey in den 1880er Jahren losgetretene, dann von Wilhelm Windelband 1894 prononciert vorgebrachte Diskussion um die Differenzen zwischen nomothetischen Natur- und ideografischen Geisteswissenschaften. Nicht zuletzt fügten sich in dieses Spannungsfeld die Sozialwissenschaften (vor allem Soziologie, Ökonomie) ein, deren Ausrichtung – gesetzesartig oder doch eher geisteswissenschaftlich-verstehend – debattiert wurde. Dieses Proseminar macht es sich zur Aufgabe, die Wissenschaften in den deutschsprachigen Ländern in der Zeit von etwa den 1880er Jahren bis und mit dem Ersten Weltkrieg zu vermessen, von den Natur- und technischen Wissenschaften über die Geistes- und Sozialwissenschaften bis hin zu den neueren Kulturwissenschaften. Ein Schwerpunkt liegt auf den Resonanzkonstellationen zwischen Wissenschaften und Gesellschaft im Allgemeinen, zwischen Wissenschaften und Kunst und Literatur im Speziellen. Das Proseminar zur Einführung in die Wissenschaftsgeschichte vermittelt zudem methodische Zugänge und theoretische Ansätze der zeitgenössischen Wissenschaftsgeschichte.
Empfohlene
Literatur:
* Suzanne Marchand/David Lindenfeld (Hg.), Germany at the Fin de
Siècle: Culture, Politics, and Ideas. Baton Rouge 2004.
* Otto Gerhard Oexle (Hg.), Krise des Historismus – Krise der
Wirklichkeit Wissenschaft, Kunst und Literatur 1880–1932 (=
Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für
Geschichte. Bd. 228). Göttingen 2007.
* H. Otto Sibum (Hg.), Science and the Changing Senses of Reality circa
1900. Special volume of Studies in History and Philosophy of Science 39
(2008) 3, S. 295-458.
Prof. Dr. Annette Warner
Übung
Do 14:00 - 16:00, Seminarhaus SH 2.105. ab 14.4.2016
Voraussetzungen:
Es ist eine Anmeldung (per Email an:
Susanne.Bernhart@normativeorders.net) erforderlich.
Bitte geben Sie Ihren vollständigen Namen, Matrikelnummer,
Studiengang, Semesterzahl und (bei modularisiertem Magister-/Lehramt-
oder Bachelor-Studiengang) das Modul an, für das Sie die
Übung belegen möchten.
Unvollständige Anmeldungen können leider nicht
berücksichtigt werden.
In
der ersten Sitzung wird die Kenntnis des folgenden Textes
vorausgesetzt:
Jaromir Malek: The Old Kingdom (c. 2686 - 2160 BC), in: Ian Shaw: The
Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt. Oxford: Oxford University Press
2002: 89-117.
Eine Kopie kann nach Anmeldung zur Übung im Sekretariat der
vormodernen Wissenschaftsgeschichte abgeholt werden.
Inhalt:Die
Pyramiden gehören zu den bekanntesten Hinterlassenschaften des
pharaonischen Ägypten. Als früheste
ägyptische Pyramide gilt die Stufenpyramide von König
Djoser aus der 3. Dynastie, die Pyramide bleibt die Form des
ägyptischen Königsgrabes bis zum Ende des Mittleren
Reichs. Als Bauwerke für die Ewigkeit konzipiert bezeugen ihre
immer noch erhaltenen Überreste ihren Erfolg; gleichzeitig
ermöglichen sie detaillierte Rückschlüsse
auf Bauphasen und Veränderungen in der Architektur in den
einzelnen Epochen. Auf der anderen Seite sind einzelne Aspekte, wie zum
Beispiel ihre Bautechnik und die konkrete Logistik nach wie vor nicht
sicher geklärt.
Diese Übung vermittelt anhand ausgewählter Beispiele
zunächst einen Überblick über die
Entwicklung der königlichen Grabarchitektur des pharaonischen
Ägypten im Alten und Mittleren Reich. Im Anschluss daran
sollen übergreifende Themen wie z.B. Pyramidentexte,
altägyptische Pyramidenmathematik und Theorien zur Bautechnik
der Pyramiden behandelt werden.
Empfohlene
Literatur:
* Dieter Arnold: Building in Egypt. Pharaonic Stone Masonry. Oxford:
Oxford University Press 1991.
* Aidan Dodson: The Pyramids of Ancient Egypt. London: New Holland
Publishing 2003.
* Mark Lehner: The Complete Pyramids. London: Thames & Hudson
1997.
* Corinna Rossi: Architecture and Mathematics in ancient Egypt.
Cambridge: Cambridge University Press 2004.
* Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden. Vom Ziegelbau
zum Weltwunder. Mainz: von Zabern 1997.
PD Dr. Sybilla Nikolow
Übung
Mo 14:00-16:00, Seminarhaus SH 0.108, ab 11.4.2016
Inhalt: Wissenschaft
ist ein bestimmender Teil dessen, was unsere moderne Gesellschaft heute
ausmacht. Wie es dazu kam, dass unsere Lebensweise so stark von
wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Entwicklungen
geprägt wurde, zeigt ein Blick in die moderne Geschichte der
Wissenschaften. Dabei wird deutlich, wie eng wissenschaftliche mit
gesellschaftlichen Wandlungsprozessen verbunden ist.
In der Vorlesung liegt der Schwerpunkt auf den Beziehungen zur Politik
und Öffentlichkeit in den letzten beiden Jahrhunderten.
Ausgehend von der Gründung der deutschen
Forschungsuniversität, werden Disziplinbildungen und
Forschungskulturen aber auch die Popularisierung und Nationalisierung
der Wissenschaften im 19. Jahrhunderts dargestellt und die
veränderten Beziehungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und
Politik im Jahrhundert der Extreme beleuchtet.
Die Übung baut auf dem Stoff der Vorlesung auf, vermittelt
Arbeitstechniken zur Quellenanalyse und soll helfen, sich diesen
wichtigen Teilbereich der Neueren und Neuesten Geschichte zu
erschließen.
Literatur:
* Ash, Mitchell G. 2010: Wissenschaft und Politik. Eine
Beziehungsgeschichte im 20. Jahrhundert. Archiv für
Sozialgeschichte, 50, 11-47.
* Daum, Andreas 1998: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert.
Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die
deutsche Öffentlichkeit, 1848-1914. München:
Oldenburg.
Dr. Jan surman
Übung
Fr 12:00-14:00, IG 3.401, ab 15.4.2016
Inhalt: Der Begriff „Positivismus“ hatte vielschichtige Bedeutungen. Zu nennen sind die „positive Philosophie“ Auguste Comtes, die Religion des Positivismus um 1880, Ernst Mach und der auf ihm aufbauende Neopositivismus der 1920er und 1930er Jahre, nicht zuletzt ist auch an den „Positivismusstreit“ der 1960er Jahre zu denken. Die Übung widmet sich dieser Vielfalt von „Positivismen“ in historischer und vergleichender Perspektive und stellt folgende Ziele ins Zentrum: Erstens, eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Philosophie, Gesellschaft und Religion zwischen 1830 bis in die Zwischenkriegszeit am Beispiel des „Positivismus“. Zweitens werden die Praktiken der Konstruktion und Aufrechterhaltung einer epistemischen Autorität in den Blick genommen, das heißt die Fragen behandelt, wie Positivisten ihre Untersuchungskonzepte und –objekte manipulierten und für Ihre eigene Interessen verwendeten, und wie und mit welchen Argumenten sie versuchten, ihre Gegner von den eigenen Ideen zu überzeugen. Dabei werden sowohl Ausschnitte der klassischen Texte des Positivismus gelesen wie auch Texte zur zeitgenössischen Rezeption des Positivismus.
Empfohlene Literatur:
* Gillis J. Harp, Positivist Republic: Auguste Comte and the
Reconstruction of American Liberalism 1865-1920. University Park 1995.
* John Stuart Mill, August Comte und der Positivismus. Leipzig 1874.
* Bernhard Plé, Die "Welt" aus den Wissenschaften : der
Positivismus in Frankreich, England und Italien von 1848 bis ins zweite
Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ; eine wissenssoziologische Studie.
Stuttgart 1996.
* Friedrich Stadler, Vom Positivismus zur 'Wissenschaftlichen
Weltauffassung'. Am Beispiel der Wirkungsgeschichte von Ernst Mach in
Österreich von 1895 bis 1934. Wien-München 1982.
* Gerhard Wagner, Auguste Comte zur Einführung. Hamburg 2001.
Prof. Dr. Annette Warner, Prof. Dr. Sybilla Nikolow
Kolloquium
Di 18:00 - 20:00, IG 1.414 oder IG 4.401, ab 19.4.2016
Inhalt: Fortgeschrittene Studierende und Doktoranden aller Fächer. Es werden zum einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit den Veranstaltern herzlich willkommen. Zu Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Wissenschaftshistorische Vorkenntnisse und persönliche Anmeldung sind erforderlich.