Wissenschaftsgeschichte
des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (V)
Geschichte
und Historiographie des wissenschaftlichen Experiments (S)
Einführung
in das Studium der neueren Geschichte: Orte und Medien des Wissens (P)
Der
unendliche Kosmos: Giordano Bruno, John Wilkins, Bernard de Fontenelle,
Christiaan Huygens (U)
Wissenschaftshistorisches
Kolloquium (KO)
Mittwochskolloquium
(KO)
Prof. Dr. Moritz Epple
Vorlesung, 2 SWS, Schein (für Anfänger
geeignet, für
Hörer aller Fachbereiche, Wissenschaftsgeschichte,
Frühe
Neuzeit)
Di 14:00 - 16:00, Raum Cas 1.811, ab 23.10.2007
Inhalt:
Die
wissenschaftliche Kultur der Antike fand ihre Fortsetzung
zunächst
weniger im lateinischsprachigen Mittelalter als in der
arabisch-islamischen Welt, wo zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert eine
bemerkenswerte Blüte der klassischen Wissenschaften zu
verzeichnen
ist. Von dort aus fanden ab etwa dem 11. Jahrhundert antike, islamische
und auch fernöstliche Wissensbestände Eingang in die
europäische Tradition, wo sie an
Fürstenhöfen und
Universitäten studiert und gelehrt wurden. In der sog.
Renaissance
vollzog sich dann zunächst langsam, im 16. und 17. Jahrhundert
jedoch in dramatischer Beschleunigung ein Aufschwung der "neuen
Wissenschaften" in Europa, der bald als wissenschaftliche Revolution
gefeiert wurde. Zu ihr gehört nicht nur der Wechsel vom geo-
zum
heliozentrischen Weltbild, sondern auch die Entstehung neuer
wissenschaftlicher Disziplinen (allen voran der Mechanik) und
Verfahrensweisen (neue wissenschaftliche Instrumente wie Fernrohr und
Mikroskop, Experimentalstil). Damit verknüpft waren neue
technische Möglichkeiten, und auch die soziale Struktur der
Wissenschaften wandelte sich grundlegend. Die in dieser Vorlesung
beschriebene Wissensentwicklung bildet eine der wichtigsten
Voraussetzungen des Aufstiegs Europas zur Weltmacht.
Einführende
Literatur:
Aus der Vielzahl einschlägiger Publikationen seien die
folgenden
einführenden Werke genannt:
* David C. Lindberg, Die Anfänge
des abendländischen Wissens, München 2000.
* Roshdi Rashed (Hg), Encyclopedia of the history of Arabic science, 3
Bde., London 1996.
* Paolo Rossi, Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa,
München 1997. Steven Shapin, Die wissenschaftliche Revolution,
Frankfurt 1998.
* Peter Dear, Revolutionizing the sciences. European knowledge and its
ambitions, 1500 - 1700, Basingstoke 2001.
Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Falk Müller
Seminar (für Hörer aller Fachbereiche)
Do 14:00 - 16:00, IG 4.401, ab
Vorbesprechung: Do 18.10.2006, 14:00 - 16:00 Uhr, Raum IG 4.401.
Inhalt: Das Experiment wird zwar schon lange als zentraler Bestandteil der modernen Naturwissenschaften angesehen, aber oft wurde es lediglich im Hinblick auf seine untergeordnete Rolle für die Verifizierung oder Falsifizierung von Theorien diskutiert. Ausgehend von Ian Hackings Ausspruch "Experiments have a life of their own" hat sich seit etwa 20 Jahren eine rege Auseinandersetzung über die vielfältigen Funktionen von Experimenten entwickelt. So wurde der Blick etwa auf den fachlichen Austausch mit Handwerkern und Künstlern, auf die Bedeutung der Körpertechniken der Experimentatoren oder auf das Problem der Verbalisierung von Erfahrungswissen gelenkt. Was "Experimentalstile" sind, wie Experimente und ihre Funktionen zu unterschiedlichen Zeiten wahrgenommen wurden und wie Experimente im modernen Labor zu "Experimentalsystemen" zusammengefügt werden, soll in diesem Seminar ebenso behandelt werden wie die historiographischen Methoden, die bei der Untersuchung experimenteller Praktiken zum Einsatz kommen können. Das Seminar wird mit einer Diskussion über die Rolle des Experiments in der "neuen Wissenschaft" des 17. Jh. beginnen, sich exemplarisch mit der Funktion des öffentlichen Experimentierens in der Aufklärungszeit und mit experimentellen Untersuchungen in den Lebenswissenschaften des 19. Jh. beschäftigen und sich am Ende der Geschichte und Historiographie des Experiments in der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts zuwenden.
Einführende
Literatur:
* Ludwik Fleck, Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen
Tatsache, Basel 1935 (Neuausgabe Frankfurt/M. 1980)
* Peter Galison, How experiments end, Chicago 1987.
* David Gooding, Simon Schaffer und Trevor Pinch, The uses of
experiment:
Studies in natural science, Cambridge 1989. Ian Hacking, Representing
and intervening. Introductory topics in the philosophy of natural
science, Cambridge 1983.
* Hans-Jörg Rheinberger, Experimentalsysteme und epistemische
Dinge.
Eine Geschichte der Proteinsynthese im Reagenzglas, Göttingen
2001
(Neuausgabe Frankfurt/M. 2006)
* Steven Shapin und Simon Schaffer, Leviathan and the air-pump. Hobbes,
Boyle, and the experimental life, Princeton 1985.
Dr. Falk Müller
Proseminar 3 SWS, benoteter Schein (für Anfänger geeignet, für Hörer aller Fachbereiche, Wissenschaftsgeschichte)
Di 9:00 - 12:00, IG 4.401, ab
Inhalt:
"Gewissheit,
Einfachheit, Anschaulichkeit entsteht erst im populären
Wissen;
den Glauben an sie als Ideal des Wissens holt sich der Fachmann von
dort."
In dem Proseminar soll ausgehend von dieser Feststellung des
Mikrobiologen Ludwik Fleck aus dem Jahr 1935 der Übergang
zwischen
dem "Laborwissen" und den verschiedenen Stufen der "Popularisierung"
wissenschaftlichen Wissens untersucht werden, die unterschiedlichen
Foren in denen Wissen vermittelt wurde und die Medien (Lehrbuch,
Ausstellung, öffentliche Kontroversen etc.) durch die eine
Verbreitung befördert wurde. Das Proseminar liefert zugleich
eine
generelle Einführung in Methoden und Fragestellungen der
Neueren
Geschichte und ihrer Nachbarwissenschaften.
Literatur:
* Ernst Opgenoorth und Günther Schulz, Einführung in
das
Studium der Neueren Geschichte, 6. Aufl., Paderborn 2001
Prof. Dr. Moritz Epple
Übung, 2 SWS (für Anfänger geeignet, für Hörer aller Fachbereiche, Wissenschaftsgeschichte)
Do 10:00 - 12:00, IG 4.401, ab
Vorbesprechung: Do 18.10.2006, 10:00 - 12:00 Uhr, Raum IG 4.401
Inhalt: Die vielbeschworene "kopernikanische Wende", in deren Verlauf das neuzeitliche kosmologische Weltbild entstand, involvierte wesentlich mehr als einen Wandel in der Beschreibung der Planetenbewegungen vom "geozentrischen" zum "heliozentrischen" System. In der Übung werden gemeinsam Auszüge aus Texten gelesen, die unter verschiedenen Vorzeichen und zu verschiedenen Zeitpunkten eine Neubeschreibung des Kosmos unter allgemeineren Gesichtspunkten anstrebten. Musste Bruno am Beginn des 17. Jh. die Idee eines unendlichen Kosmos noch gegen den Verdacht der Häresie verteidigen, suchten Wilkins, Fontenelle und Huygens im weiteren Verlauf des 17. Jh. in je unterschiedlicher Weise einen von einer Vielzahl von (durchaus auch bewohnten) Welten bevölkerten unendlichen Kosmos einem breiteren Publikum nahezubringen. An diesen Texten lässt sich auch der höchst fragile Status der neuen Kosmologie zwischen philosophischer und theologischer Spekulation, literarischer Fiktion und empirischer Naturwissenschaft mit Händen greifen. Stets geht es dabei auch um die Frage nach der Stellung des Menschen in der kosmischen Ordnung.
Literatur:
* Paolo Rossi, Die Geburt der modernen Wissenschaft in Europa,
München 1997.
* Giordano Bruno, De l'infinito, universo e mondi, 1584 (deutsch:
Über das Unendliche, das Universum und die Welten, Ditzingen
1994,
Reclam).
* John Wilkins, The discovery of a world in the moone, London 1638
(digitalisiert auf www.gutenberg.org).
* Bernard le Bovier de Fontenelle, Entretiens sur la
pluralité
des
mondes, Paris 1686 (digitalisiert auf fr.wikisource.org, deutsch:
Dialogen über die Mehrheit der Welten, mit Anmerkungen und
Kupfertafeln von Johann Elert Bode, Berlin 1780, Neudruck Weinheim
1983).
* Christiaan Huygens, The celestial worlds discover'd: or, conjectures
concerning the inhabitants, plants and productions of the worlds in the
planets, London 1698, Neudruck London 1968 (digitalisiert auf
www.phys.uu.nl/~huygens/cosmotheorosen.htm, lat. Original:
Cosmotheoros, Den Haag 1698).
Prof. Dr. Moritz Epple
Kolloquium
Di 18:00 - 20:00, Raum IG 4.401, ab 23.10.2007
Inhalt: Es werden zum Einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum Anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit dem Veranstalter herzlich willkommen.
Zu den Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Das laufende Programm des Kolloquiums finden Sie im Internet unter www.uni-frankfurt.de/fb08/HS/wg/ über den entsprechenden Link unter "Aktuelles".
Dr. Alexander Becker, Prof. Dr. Wolfgang Detel, Prof. Dr. Barbara Dölemeyer, Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Alexander Fidora, M.A., Prof. Dr. Johannes Fried, Prof. Dr. Lothar Gall, Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl, Prof. Dr. Hartmut Leppin, Prof. Dr. Dr. Matthias Lutz-Bachmann, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Oevermann, Prof. Dr. Werner Plumpe, Prof. Dr. Dres. h.c. Bertram Schefold, Prof. Dr. Luise Schorn-Schütte, Univ.-Prof. Dr. Dres. iur. h.c. Michael Stolleis
Kolloquium
Mi 18:00 - 20:00, Raum IG 457