Lehrveranstaltungen der Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte
Wintersemester 2018/2019


Wissenschaften in antiken Kulturen - Vorlesung

Einführung in die koptische Sprache (Sahidischer Dialekt) - Vorlesung

Übungen zur Einführung in die koptische Sprache (Sahidischer Dialekt) - Übung

Der Newtonianismus für die Dame: Texte der Wissenschaftspopularisierung im 18. Jahrhundert - Übung

Zur Wissenschaftsgeschichte des Rassedenkens im 19. Und 20. Jahrhundert - Seminar

Einführung in die Wissenschaftsgeschichte: Gab es eine "wissenschaftliche Revolution"? - Proseminar

Was ist Wissenschaft(sgeschichte)? - Lektorium

Wissenschaftshistorisches Kolloquium


Wissenschaften in antiken Kulturen

Prof. Dr. Annette Warner

Vorlesung

Di 10:00-12:00, SH 0.101, ab 23.10.2018

Inhalt: In allen größeren antiken Kulturen entwickelten sich - z.T. lange vor unserer Zeitrechnung - komplexe Wissens- und Expertensysteme, in denen Wissen gesammelt, die Vorgänge der irdischen und himmlischen Natur gedeutet und rechnerisch-administrative Verfahren entwickelt wurden. Früheste schriftliche Quellen dieser Entwicklungen liegen aus den Kulturen Ägyptens und Mesopotamiens vor, in denen (unabhängig voneinander) um ca. 3000 v. Chr. das Instrument der Schrift erfunden wurde. Die klassische griechische Periode zeichnet sich dadurch aus, dass in ihr gleichzeitig mit dem Aufblühen neuer Wissenschaftszweige in Mathematik, Kosmologie, Zoologie usw. ein Methodenideal der Wissenschaften explizit formuliert wurde. Die Großreiche des Hellenismus und der Spätantike wiederum erlebten eine höchst folgenreiche Verflechtung der verschiedenen antiken Wissenstraditionen.
Die Vorlesung, die sich an Studierende aller Fächer, insbesondere aber der Geschichte und der Philosophie wendet, gibt sowohl eine Einführung in die wichtigsten Aspekte dieser Entwicklung als auch in die Methoden einer modernen Historiographie der antiken Wissenschaften. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Vorlesung bildet den ersten Teil einer auf vier bis fünf Semester geplanten Übersicht in Wissenschaftsgeschichte, kann aber auch unabhängig besucht werden.

Einführende Literatur:
* Alexander Jones und Liba Taub (Hrsg.): The Cambridge History of Science. Vol. 1: Ancient Science. Cambridge: Cambridge University Press 2018
* David C. Lindberg: Die Anfänge des abendländischen Wissens. München: dtv 2000


Einführung in die koptische Sprache (Sahidischer Dialekt)

Prof. Dr. Annette Warner

Vorlesung

Do 10:00-12:00, SH 1.103, ab 18.10.2018

Inhalt: Die Vorlesung gibt eine Einführung in die koptische Sprache, die letzte Sprachstufe des indigenen Ägyptischen, die in den ersten christlichen Jahrhunderten in Ägypten verwendet wurde. Koptisch wird mit dem griechischen Alphabet und sieben Zusatzbuchstaben, die aus dem Demotischen übernommen wurden, geschrieben. Innerhalb des Koptischen werden verschiedene Dialekte unterschieden. Die Vorlesung stellt das Sahidische vor, das sich zunächst als Hochsprache durchsetzte, bevor es ab dem 10. Jahrhundert vom Bohairischen abgelöst wurde. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich; Griechischkenntnisse können sich als hilfreich erweisen.
Die Modulzuordnung der Lehrveranstaltung ist der Ankündigung im LSF zu entnehmen.

Voraussetzung:Besuch der zugehörigen Übung.

Einführende Literatur:
* Bentley Layton: A Coptic Grammar with Chrestomathy and Glossary: Sahidic Dialect (Porta Linguarum Orientalium, n.s. 20). Wiesbaden: Harrassowitz 2000
* Bentley Layton: Coptic in 20 Lessons. A Learner’s Grammar with Exercise and Vocabularies. Leuven: Peeters 2007


Übungen zur Einführung in die koptische Sprache (Sahidischer Dialekt)

Prof. Dr. Annette Warner

Übung 

Do 16:00-18:00, SH 2.105, ab 25.10.2018

Inhalt: In dieser Übung werden begleitend zur gleichnamigen Vorlesung Fragen der Teilnehmer besprochen und Übungssätze übersetzt. Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie regelmäßig die Übungen zu den in der Vorlesung besprochenen Lektionen vorbereiten und sich aktiv an der Besprechung beteiligen.
Die Modulzuordnung der Lehrveranstaltung ist der Ankündigung im LSF zu entnehmen.

Voraussetzung:Besuchder zugehörigen Übung.

Einführende Literatur:
* Bentley Layton: A Coptic Grammar with Chrestomathy and Glossary: Sahidic Dialect (Porta Linguarum Orientalium, n.s. 20). Wiesbaden: Harrassowitz 2000
* Bentley Layton: Coptic in 20 Lessons. A Learner’s Grammar with Exercise and Vocabularies. Leuven: Peeters 2007


Der Newtonianismus für die Dame: Texte der Wissenschaftspopularisierung im 18. Jahrhundert

Prof. Dr. Moritz Epple

Übung 

Do 10:00-12:00, IG 4.401, ab 25.10.2018

Inhalt: Ein charakteristisches Merkmal der Wissenskultur des 18. Jahrhunderts war die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in populärer Form. Dabei spielten zum einen eine weibliche Leserschaft, zum anderen Zirkel um adlige Frauen eine wichtige Rolle, wie etwa der Kreis um Gabrielle-Emily de Breteuil, Marquise du Châtelet, dem neben Voltaire mehrere junge Naturwissenschaftler angehörten. In diesem Kreis entstand z.B. 1739 das Werk „Il neutonianismo per le dame“ von Francesco Algarotti, das schon 1742 als „Sir Isaac Newton’s theory of light and colours, and his principle of attraction, made familiar to the ladies in several entertainments“ übersetzt wurde. Ähnliche Werke folgten, so etwa die zunächst in französischer, dann in deutscher Sprache veröffentlichten „Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie“ von Leonhard Euler (1769-1773). Die Übung geht anhand solcher Texte der Frage nach, welche Rolle den neuen Naturwissenschaften in der gebildeten Öffentlichkeit dieser Zeit zukam. Dabei wird es auch um die Stellung gelehrter Frauen in Wissenschaft und Kultur des 18. Jh. gehen.

Einführende Literatur:
* Londa Schiebinger, Schöne Geister. Frauen in den Anfängen der modernen Wissenschaft, 2. Aufl., Stuttgart 1993
* Betty Jo Teeter Dobbs/Margaret C. Jacob, Newton and the Culture of Newtonianism, New York 1995
* Thomas L. Hankins, Science and the Enlightenment, Cambridge 1995
* Francesco Algarotti, Sir Isaac Newton’s theory of light and colours, and his principle of attraction, made familiar to the ladies in several entertainments, London 1742
* Leonhard Euler, Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie, Nachdruck Braunschweig 1986


Zur Wissenschaftsgeschichte des Rassedenkens im 19. Und 20. Jahrhundert

Prof. Dr. Moritz Epple, Dr. Phil. Fabian Link

Seminar

Do 14:00-16:00, IG 4.401, ab 18.10.2018

Inhalt: Das Seminar behandelt die breite und vielfältige Verwendung des Rassebegriffs in den Wissenschaften seit dem Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert bis zum 2. Weltkrieg. In verschiedenen Wissensgebieten zirkulierte der Begriff als Ordnungsinstrument und wurde von Wissenschaftlern verwendet, um Menschengruppen zu kategorisieren. Der Begriff „Rasse“ ist dabei seinen Bedeutungen nach ausgesprochen vielfältig. Er wurde sowohl anthropologisch als auch biologisch ausgedeutet, er konnte in den Geisteswissenschaften, aber auch mit einem Bestreben nach einer sich „wissenschaftlich“ gebenden Genealogie des eigenen „Volkes“ verbunden sein. Für Naturforscher und Philosophen wie Johann Friedrich Blumenbach, Immanuel Kant, Georges Cuvier oder Lous Agassiz war der Rassebegriff deshalb zentral, weil sie ihn zur Charakterisierung des Zivilisationsgefüges, wie sie es wahrnahmen, verwenden konnten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff in die Vererbungslehre eingeführt und trat dort auch als Kategorie auf, die eine „rassische“ Hierarchisierung der Menschengruppen auf der Welt festsetzte, in der die europäische „weiße Rasse“ an der Spitze stand. Damit ging eine wertende Differenz zwischen „weißer Rasse“ und den kolonisierten „niederen Rassen“ auf dem afrikanischen, australischen und amerikanischen Kontinent sowie in Asien einher. In der rassenhygienisch verstandenen Sozialtechnologie, wie sie Ärzte, Anthropologen, Soziologen oder Biologen am Ende des 19. Jahrhunderts zum Zweck der rassischen Optimierung ganzer Bevölkerungsgruppen praktizierten, erlangte die Vorstellung einer Verbindung von biologischer Stärke und Reinheit der „Rasse“ große Popularität. Im Rahmen der eugenisch verstandenen „Rassenhygiene“ trug der Rassebegriff schließlich zur Legitimation des NS-Staates bei, spielte aber auch in den eugenischen Diskursen anderer Staaten weiterhin eine Rolle.
Im Seminar werden die epistemischen Funktionen des Rassebegriffs in unterschiedlichen Natur-, Human- und Geisteswissenschaften ins Blickfeld genommen, von der Anthropologie und Ethnologie über Sprachwissenschaft und Archäologie bis zu den biologischen Wissenschaften. Die Frage, welche Rolle dem Rassedenken in der Rechtfertigung rassistischer sozialer Praktiken und Politik spielte, wird die Diskussion des Seminars durchgehend begleiten.

Einführende Literatur:
* Bancel, Nicolas/David, Thomas/Thomas, Dominic (Hrsg.): The Invention of Race. Scientific and Popular Representations, London 2014
* Barkan, Elazar: The Retreat of Scientific Racism. Changing Concepts of Race in Britain and the United States, Cambridge 2000
* Eze, Emmanuel Chukwudi: Race and the Enlightenment. A Reader, Oxford 1997
* Geulen, Christian: Geschichte des Rassismus, München 2007
* Laukötter: Anja, Von der „Kultur“ zur „Rasse“ – vom Objekt zum Körper. Völkerkundemuseen und ihre Wissenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Bielefeld 2007
* Lipphardt, Veronika: Biologie der Juden. Jüdische Wissenschaftler über „Rasse“ und Vererbung, 1900-1935, Göttingen 2008
* Marchand, Suzanne: German Orientalism in the Age of Empire. Religion, Race, and Scholarship, New York 2009
* Mosse, George L.: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt am Main 1990
* Proctor, Robert N.: Racial Hygiene: Medicine under the Nazis, Cambridge, MA 1988
* Redman, Samuel J.: Bone Rooms: From Scientific Racism to Human Prehistory in Museums, Cambridge, MA, 2016
* Rupnow, Dirk: „Judenforschung“ im „Dritten Reich“. Wissenschaft zwischen Politik, Propaganda und Ideologie, Baden-Baden 2011
* Staum, Martin: Labeling People. French Scholars on Society, Race and Empire, 1815-1848, Quebec 2003
* Weingart, Peter/Kroll, Jürgen/ Bayertz, Kurt, Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und der Rassenhygiene in Deutschland, Frankfurt am Main 1992
Weitere Literatur wird in der Vorbesprechung des Seminars genannt.


Einführung in die Wissenschaftsgeschichte: Gab es eine „wissenschaftliche Revolution“?

Prof. Dr. Moritz Epple

Proseminar

Di, 14:00 - 17:00, IG 2.401, ab 23.10.2018

Inhalt: Das Proseminar richtet sich an Studierende des Nebenfach-Studiengangs Geschichte und Philosophie der Wissenschaften. Es führt anhand von ausgewählten Texten aus der Zeit des Aufstiegs der Wissenschaften in Europa im 16. und 17. Jahrhundert in Themen und Fragestellungen der Wissenschaftsgeschichte ein. Besonderer Wert wird dabei auf das Kennenlernen begrifflicher und methodischer Grundlagen der Wissenschaftsgeschichte gelegt. Zwei – auch in der heutigen Forschung kontrovers diskutierte – leitende Fragestellungen werden sein, ob das Aufblühen einer „neuen Wissenschaft“ in Europa als „wissenschaftliche Revolution“ verstanden werden sollte, und wie dieser Prozess in den Aufstieg Europas als Weltmacht eingeflochten war.

Literatur:
* Thomas S. Kuhn, Die kopernikanische Revolution, Vieweg: Braunschweig, 1980 (Engl. Original 1957)
* H. Floris Cohen, The Scientific Revolution. A Historiographical Inquiry, Chicago: University of Chicago Press, 1994
* Steven Shapin, Die wissenschaftliche Revolution, S. Fischer: Frankfurt/Main, 1998 (Engl. Original 1997)
* Peter Dear, Revolutionizing the Sciences, Palgrave: Basingstoke, 2001 * Lorraine Daston und Katherine Park (Hg.), Early Modern Science, Cambridge: Cambridge University Press, 2008 (= The Cambridge History of Science, Bd. 3)
* Ernst Opgenoorth und Günther Schulz, Einführung in das Studium der Neueren Geschichte, Paderborn: Schöningh, 2001


Was ist Wissenschaft(sgeschichte)?

Prof. Dr. Annette Warner

Lektorium

Erste Sitzung: Mi 17.10.2018, 18:00-20:00, SH 10.105

Inhalt: „Wissenschaftlichem Wissen“ und „Wissenschaftlern“ wird eine herausragende Rolle in vielen Gesellschaften zugestanden. Das Grundlagenwerk von Alan Chalmers (What is this thing called science?) stellt verschiedene Theorien vor, die versuchen, diesen besonderen Status zu begründen, um sie dann anhand von historischen Beispielen kritisch zu hinterfragen. Der Aufsatz von Larry Laudan („The demise of the demarcation problem“) behandelt das Problem der Abgrenzung von wissenschaftlichem gegenüber „pseudo-wissenschaftlichem“ Wissen. Beide Texte sind grundlegend für die Arbeit in der Wissenschaftsgeschichte. Die im Rahmen dieses Lektoriums von allen zu lesenden Texte werden abgeschlossen durch den Beitrag von Peter Dear („What Is the History of Science the History Of?“), der in die Probleme der Historisierung von Wissenschaft einführt.
In der ersten Sitzung wird eine Einführung in die Thematik gegeben und die von jeder/m Teilnehmer/in zu lesende Literatur vorgestellt. Weitere Literatur richtet sich nach den Interessen des/r Teilnehmers/in und wird in der ersten Sitzung festgelegt. Die Modulzuordnung der Lehrveranstaltung ist der Ankündigung im LSF zu entnehmen.

Literatur:
* Alan Chalmers: What is this thing called science?, 4th edition, Maidenhead: Open University Press 2013 (deutsch: Alan F. Chalmers: Wege der Wissenschaft, 6. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York: Springer 2007)
* Peter Dear: „What Is the History of Science the History Of?“. Isis 96/3 (2005): 390-406
* Larry Laudan: „The demise of the demarcation problem“. In: R.S. Cohen und L. Laudan (eds.), Physics, Philosophy, and Psychoanalysis. Dordrecht, Boston, Lancaster: D. Reidel Publishing Company 1983: 111-127


Wissenschaftshistorisches Kolloquium

Prof. Dr. Moritz Epple, Prof. Annette Warner

Kolloquium

Di 18:00 - 20:00, Raum IG 1.414 oder IG 4.401, ab 23.10.2018

Inhalt: Es werden zum Einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt, zum Anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden Gebieten) sind nach Rücksprache mit dem Veranstalter herzlich willkommen.

Zu den Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen sind alle Interessierten herzlich eingeladen. Das laufende Programm des Kolloquiums finden Sie im Internet unter https://wg.geschichte.uni-frankfurt.de/  über den entsprechenden Link.

Programm


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zuletzt geändert am 9.10.2018, jd