Einführung in die
Wissenschaftsgeschichte: Wissenschaften zwischen 500 und 1500
(Vorlesung)
Die Wissenschaften im NS-Staat
(Seminar)
Philosophie der Mathematik in
historischer Perspektive (Seminar)
Studiengruppe Historische
Epistemologie: Eine Wissenschaftsgeschichte für die Zukunft?
(Blockseminar)
Wissenstexte aus dem
pharaonischen Ägypten (Seminar)
Lektüreseminar:
Koptische Quellentexte
(Seminar)
Das Wissen von der Gleichheit:
Texte zur ökonomischen und anthropologischen Gleichheit von
Menschen im 18. Jahrhundert
(Übung)
Lektüreübung
zur Vorlesung: Wissenschaften zwischen 500 und 1500: Alchemistische
Texte des Mittelalters
(Übung)
India as a factor of Anglo-German relationship (1871-1945)
(Übung)
Einführung in die
Wissenschaftsgeschichte: Bibliotheken und Archive als epistemische Orte
(Proseminar)
Wissenschaftshistorisches
Kolloquium
Prof. Dr. Annette Warner
Vorlesung
Do 16:00-18:00, NG 1.741a, ab 25.4.2024
Anmeldung: Zur Vorlesung gibt es ab April einen OLAT-Kurs, in den sich die TeilnehmerInnen selbständig eintragen. Über den dortigen Materialordner erhalten die TeilnehmerInnen der Veranstaltung die Handouts und begleitende Literatur.
Inhalt: Die wissenschaftliche Kultur der Antike fand ihre Fortsetzung zunächst weniger im lateinsprachigen Mittelalter als in der arabisch-islamischen Welt sowie in Indien und China, wo zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert eine bemerkenswerte Blüte der klassischen Wissenschaften zu verzeichnen ist. Dabei wurden von den oft arabischsprachigen Gelehrten die Texte aus der klassischen Antike zunächst übersetzt und im Anschluss sowohl inhaltlich als auch konzeptionell weiterentwickelt. Aus der arabischen Wissenstradition fanden ab etwa dem 11. Jahrhundert antike, islamische und auch fernöstliche Wissensbestände Eingang in die europäische Tradition, wo sie in Klöstern tradiert sowie an Fürstenhöfen und Universitäten studiert und gelehrt wurden. Auf der in dieser Vorlesung beschriebenen Wissensentwicklung bauen die in der Wissenschaftsgeschichte lange als herausragend angesehenen Neuerungen der frühen Neuzeit direkt auf. Für die Studienwoche ist ein Besuch mit Workshop im Kloster Lorsch geplant.
Literatur:
* Lindberg, David C.: The Beginnings of Western Science: The European
Scientific Tradition in Philosophical, Religious, and Institutional
Context. Chicago: Chicago University Press 22008
* Lindberg, David/Shank, Michael H.: The Cambridge History of Science.
Bd. 2: Medieval Science. Cambridge: Cambridge University Press 2013
* Rashed, Roshdi (Hrsg.): Encyclopedia of the History of Arabic
Science, 3 Bde. London, New York: Routledge 1996.
Prof. Dr. Moritz Epple
Seminar
Di 14:00-16:00, IG 4.401, ab 16.4.2024
Inhalt: Das Seminar gibt einen Überblick über die Rolle der Wissenschaften und Wissenschaftler_innen im nationalsozialistischen Staat. Dabei wird der Blick ebenso auf die von den Nazis verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler_innen und die Folgen dieser Vertreibungen für die Wissenschaften wie auch auf die ideologische und praktische Beteiligung von Wissenschaftler_innen im NS-Staat und an dem von ihm ausgehenden Zweiten Weltkrieg gerichtet. Dabei sollen alle Felder der Wissenschaften (Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften) exemparisch thematisiert werden. Zu diesen Themen liegt inzwischen eine große Zahl von wissenschaftshistorischen Studien vor, deren wichtigste Thesen das Seminar diskutieren wird.
Ausgeählte
Literatur:
* Emil Julius Gumbel (Hg.), Freie Wissenschaft: Ein Sammelbuch aus der
deutschen Emigration, Strasbourg 1938. (Zeitgenössische
Stimmen vertriebener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.)
* Monika Renneberg/Mark Walker (Hg.), Science, Technology, and National
Socialism, Cambridge 1994.
* Doris Kaufmann (Hg.), Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im
Nationalsozialismus: Bestandsaufnahme und Perspektiven der Forschung, 2
Bände, Göttingen 2000.
* Helmut Maier (Hg.), Rüstungsforschung im
Nationalsozialismus: Organisation, Mobilisierung und Entgrenzung der
Technikwissenschaften, Göttingen 2002.
* Wolfgang Bialas/Anson Rabinbach (Hg.), Nazi Germany and the
Humanities: How German Academics Embraced Nazism, Oxford 2007.
* Jürgen Elvert/Jürgen Nielsen-Sikora (Hg.),
Kulturwissenschaften und Nationalsozialismus, Stuttgart 2009.
* Frank-Rutger Hausmann (Hg.), Die Geisteswissenschaften im ,Dritten
Reich‘, Frankfurt/Main 2011.
Prof. Dr. Moritz Epple, Prof. Dr. Alexandra Zinke
Seminar
Do 10:00-12:00, IG 4.401, ab 18.4.2024
Inhalt: Das
Seminar führt ein in Grundfragen der Philosophie der
Mathematik, wie sie sich in der langen Geschichte der Mathematik
entfaltet haben. Auf der Basis von ausgewählten
Primärtexten (u.a. von Platon, Aristoteles, Berkeley,
D’Alembert, Kant, Frege, Carnap, Hilbert, Brouwer) gehen wir
Fragen wie den folgenden nach: Was macht Mathematik als Wissenschaft
aus? Was ist die Natur mathematischer Gegenstände? Was sind
Zahlen? Wie sollten wir mathematische Methoden wie Definieren und
Beweisen verstehen? Wie wird mathematisches Wissen gewonnen und
angewendet? Und schließlich: Welche Stellung nimmt die
Mathematik im Gesamtfeld menschlicher Erkenntnis ein? Es wird sich
zeigen, dass zu verschiedenen Zeiten sehr unterschiedliche Antworten
auf diese Fragen gegeben wurden und sich auch heute wenig Einigkeit
ergibt. Das Seminar fragt auch nach den mathematikhistorischen
Hintergründen für diese Uneinheitlichkeit.
Das Seminar richtet sich an alle interessierten Studierenden. Es werden
keine mathematischen Kenntnisse (jenseits der Schulmathematik)
vorausgesetzt.
Ausgewählte
Literatur:
* Paul Benacerraf & Hilary Putnam, Philosophy of Mathematics:
Selected Readings, Cambridge 1984 (mit ausgewählten
Primärtexten).
* Russell Marcus/Mark McEnvoy, An Historical Introduction to the
Philosophy of Mathematics: A Reader, London 2016 (mit
ausgewählten Primärtexten).
* James Ritter, „Jedem seine Wahrheit: Die Mathematiken in
Ägypten und Mesopotamien“, in: Michel Serres (Hg,):
Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt/Main 1998, S.
73-108.
* Geoffrey E.R. Lloyd, „What was mathematics in the ancient
world? Greek and Chinese perspectices“, in: Eleanor
Robson/Jaqueline Stedall, The Oxford Handbook of the History of
Mathematics, Oxford 2009, S. 7-25.
* Paolo Mancosu, Philosophy of Mathematics and Mathematical Practice in
the Seventeenth Century, Oxford 1996.
Prof. Dr. Moritz Epple, PD Dr. Falk Müller
Blockseminar, vom So 21.7. bis Do 25.7.2024 in Rauischholzhausen
Vorbesprechung am Freitag 19.4.2024 um 14:00 im IG 1.414
Zweite Vorbesprechung am Freitag 31.5.2024 um 14:00 im IG 1.414
Bemerkung zu Zeit und Ort: Der Seminar wird als Blockveranstaltung vom 21. Juli 2024 (Anreise) bis 25. Juli 2024 (Abreise) in Schloss Rauischholzhausen durchgeführt. Die ersten beiden Tage werden in Form eines Blockseminars mit einem während des Sommersemesters 2024 vorzubereitendem Reader stattfinden (6 Sitzungen à 50 Minuten am ersten Tag und 3 Sitzungen à 50 Minuten am Vormittag des zweiten Tages). Der Nachmittag des zweiten Tages wird in Form eines Open Space auf der Basis von spontanen Beiträgen der Teilnehmenden durchgeführt. Der dritte Tag findet als Workshop mit eingeladenen Gästen statt. Dabei wird eine Interaktion mit den Teilnehmenden der ersten beiden Tage vorbereitet.
Voraussetzungen: Das Seminar wendet sich an Studierende, die schon ein Hauptseminar in Wissenschaftsgeschichte besucht haben. Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, bitten wir um persönliche Anmeldung per email an epple@em.uni-frankfurt.de oder falk.mueller@em.uni-frankfurt.de
Inhalt: Was
hat die Wissenschaftsgeschichte zur Zukunft der Menschheit beizutragen?
Wie und was hat sie dazu im Laufe ihrer eigenen bisherigen Geschichte
beigetragen – sofern überhaupt, im Guten wie im
Schlechten? Diesen offenen und im Einzelnen nicht leicht zu
beantwortenden Fragen möchte das Seminar in Auseinandersetzung
mit einigen neueren Entwicklungen einer engagierten
Wissenschaftsgeschichte nachgehen. Dabei soll es auch um die
kritische Reflexion der Motivationen gehen, die Geschichte der
Wissenschaften zu erforschen und darzustellen –
einschließlich unserer je eigenen Anliegen.
Dabei wird es sowohl um den menschlichen Umgang mit unserer
natürlichen und planetaren Umgebung gehen als auch um die
Rolle der Wissenschaften in der Gestaltung gesellschaftlicher
Verhältnisse. Besondere Aufmerksamkeit verdienen daher neuere
Impulse, welche die Verschränktheit dieser beiden
Dimensionen und ihre Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte
thematisieren, wie die Debatte um das Anthropozän,
das Wissen über das historische Ineinandergreifen von
menschlicher Geschichte und Geschichte der Natur, die Rolle der
Wissenschaften für Bio- und Geopolitik, oder die (nicht
zuletzt körperliche) Situiertheit von Wissen.
Zu den wissenschaftshistorischen Anliegen, die diskutiert werden
können, gehören u.a. folgende, nicht immer klar
voneinander abzugrenzende Gebiete:
– Die wissenschaftliche Erforschung des Stoffwechsels
zwischen Gesellschaft und Natur
– Die Rolle der Wissenschaften im und für
das Anthropozän
– Die Wissenschaftsgeschichte der
Ökologie
– Wissenschaftsgeschichte als legitimierende
Ideologie (zum Beispiel, aber nicht nur für Eurozentrismus,
Kolonisierung und Kriege)
– Die Geschichte der Erzeugung von Nichtwissen,
Desinformation und Wissenschaftsskepsis (Agnotologie)
– Wissenschaftskritik und Kritik
wissenschaftsgestützter Praktiken als Aufgabe der
Wissenschaftsgeschichte (für Natur-, Geistes- oder
Sozialwissenschaften und Medizin)
– Marxistische, feministische und dekoloniale
Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte
Eine übergreifende Perspektive könnte dabei
sein: Was kann man aus und mit der Wissenschaftsgeschichte
über einen (für Natur und Gesellschaft) guten
wissenschaftlichen Fortschritt lernen? Wie müsste eine
Wissenschaftsgeschichte für die Zukunft dabei vorgehen? Dabei
geht es weniger um endgültige Antworten als um ein offenenes
Gespräch über die gestellten Fragen.
Literatur: Es
folgen einige Literaturhinweise zur Anregung und ersten Orientierung.
Zu Beginn des Sommersemesters 2024 findet eine Vorbesprechung
statt, auf der gemeinsam mit den Teilnehmenden die endgültigen
Readertexte und Sitzungsthemen des Seminars festgelegt werden.
* Georges Canguilhem: „Der Niedergang der Idee des
Fortschritts.“ In: ders., Wissenschaft, Technik, Leben. Hg.
von Henning Schmidgen. Berlin: Merve, 2006, S. 123-156 (Frz. Original
1987).
* Dipesh Chakrabarty: The Climate of History in a Planetary Age.
Chicago: University of Chicago Press, 2021 (bes. Kapitel 1).
* Moritz Epple: „Vier Bemerkungen »zur Lage der
Wissenschaftsgeschichte in Deutschland«.“ Berichte
zur Wissenschaftsgeschichte 41 (2018), 345–349.
* Andreas Folkers: „Was ist das Anthropozän und was
wird es gewesen sein? Ein kritischer Überblick
über neue Literatur zum kontemporären
Erdzeitalter.“ NTM 28 (2020), 589-604
* Jan Golinski: „Is It Time to Forget Science? Reflections on
Singular Science and Its History.“ In: Clio Meets Science:
The Challenges of History, Osiris 27/1 (2012), 19–36.
* Donna Haraway: „Situated Knowledges: The Science Question
in Feminism and the Privilege of Partial Perspective.“
Feminist Studies 14/3 (1988), 575–599.
* Naomi Oreskes, Erik M. Conway: Merchants of Doubt: How a Handful of
Scientists Obscured the Truth on Issues from Tobacco Smoke to Global
Warming. New York: Bloomsbury Press, 2010.
* Kapil Raj: „Beyond Postcolonialism ...and Postpositivism:
Circulation and the Global History of Science“ Isis 104/2
(2013), 337–347.
* Kohei Saito: Natur gegen Kapital: Marx’ Ökologie
in seiner unvollendeten Kritik des Kapitalismus, Frankfurt am Main:
Campus, 2016.
* Michel Serres: Der Naturvertrag. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1994.
(Frz. Original 1990.)
* Helmuth Trischler: „The Anthropocene: A Challenge for the
History of Science, Technology, and the Environment.“ NTM 24
(2016), 309–335.
Prof. Dr. Annette Warner
Seminar
Di 16:00-18:00, PEG 1.G 131, ab 16.4.2024
Bemerkung zu Zeit und Ort: Zum Seminar gibt es einen OLAT-Kurs, in den sich die Teilnehmer selbständig eintragen.
Voraussetzungen: Vorkenntnisse zum pharaonischen Ägypten und/oder der antiken Wissenschaftsgeschichte.
Inhalt: Aus
dem pharaonischen Ägypten sind einige Texte in Form von Papyri
oder Steininschriften
überliefert, durch die wir einen Zugang zu verschiedenen
Wissensgebieten (Himmelsvorstellungen,
Magie, Mathematik, Medizin, Ritualwissen u.a.) erhalten. Anhand dieser
Texte,
die wir (in der Regel) in englischer oder deutscher
Übersetzung lesen werden, lassen sich
sowohl inhaltliche Konzepte wie auch formale Merkmale der
ägyptischen Wissensgebiete
herausarbeiten. Insgesamt soll durch die Veranstaltung ein Einblick in
den ägyptischen
Wissen(schaft)sbegriff vermittelt werden.
Nach zwei einführenden Sitzungen in die Methoden und
Grundlagen der frühen Wissenschaftsgeschichte
stellen die TeilnehmerInnen (ExpertInnen) jeweils ein in der ersten
Sitzung
gewähltes Wissensgebiet und dessen Quellen vor. Dazu ist von
allen TeilnehmerInnen jeweils
die von der jeweiligen ExpertIn eine Woche vor der Sitzung
bereitgestellte Lektüre (Quellentext
ggf. mit zusätzlichem Text aus der Sekundärliteratur)
zu lesen, die zusammen mit der
Vorstellung durch die ExpertIn die Grundlage der gemeinsamen Diskussion
der Texte bildet.
Für die Exkursionswoche ist ein Ausflug in die Ausstellung
Ägypten – Land der Unsterblichkeit
der Reiss-Engelhorn-Museen vorgesehen.
Literatur:
* Annette Imhausen und Tanja Pommerening (Hrsg.): Translating Writings
of Early Scholars in the
Ancient Near East, Egypt, Greece and Rome. Methodological Aspects with
Examples (Beiträge zur
Altertumskunde 344). Berlin: de Gruyter 2016.
Prof. Dr. Annette Warner
Seminar
Fr 14:00-16:00, SH 3.108, ab 19.4.2024
Vorraussetzungen:
Kenntnisse der koptischen Sprache (Sahidischer Dialekt) (Nachzuweisen
durch den
erfolgreichen Besuch der Vorlesung und Übung
Einführung in die Koptische Sprache im
Wintersemester 2023/24 bzw. Kenntnisse aus einem anderweitig
erfolgreich abgeschlossenen
Koptisch-Kurs).
Anmeldung: Zur Übung gibt es ab April einen OLAT-Kurs, in den
sich die TeilnehmerInnen selbständig
eintragen. Über den OLAT-Kurs erhalten die TeilnehmerInnen der
Veranstaltung auch die zu
lesenden Texte und weiteres Material für die Veranstaltung.
Inhalt: In
diesem Seminar soll anhand der Lektüre von koptischen
Quellentexten ein Einblick in die
Lebenswelt der ägyptischen Bevölkerung zur Zeit des
römischen Reichs gegeben werden.
Inhaltliche Schwerpunkte umfassen
• Texte aus dem Umfeld der Anachoreten,
• Beschreibungen von Konflikten zwischen Christen und
Anhängern der früheren ägyptischen
Götter,
• Alltagtexte, wie z.B. Briefe und
• Wissenschaftliche Texte.
Literatur:
* Tito Orlandi: „Coptic Literature“. In: Birger A.
Pearson und James E. Goehring (Hrsg.): The Roots
of Egyptian Christianity. Philadelphia: Fortress Press 1986: 51-81.
* Terry G. Wilfong: „Coptic Literature“. In: Donald
B. Redford (Hrsg.): The Oxford Encyclopedia
of Ancient Egypt. Oxford: Oxford University Press 2001: 295-302.
Prof. Dr. Moritz Epple
Übung
Do 14:00-16:00, IG 4.401, ab 18.4.2024
Inhalt: Angesichts der offensichtlich bestehenden Ungleichheit von Menschen in den europäischen Gesellschaften des 18. Jahrhunderts barg die aufklärerische Idee der „Gleichheit“ von Menschen, die zu einem der Leitmotive der Französischen Revolution werden sollte, vielfältige Unklarheiten, sowohl vor als auch in und nach diesem politischen Umbruch. Ohne eine nähere Klärung, worin bzw. in welchen Hinsichten Gleichheit zwischen Menschen bestehen sollte, konnte dieses Ideal zu sehr verschiedenen Zwecken eingesetzt und umgekehrt aus sehr unterschiedlichen Richtungen angegriffen werden. Die Übung wird anhand ausgewählter Primärtexte vor allem einigen radikalen Konzepten der ökonomischen und der anthropologischen Gleichheit im 18. Jahrhundert nachgehen und diese in ihrem (wissenschafts-)historischen Kontext analysieren. Als Beispiele solcher Texte werden u.a. der Code de la nature von Étienne-Gabriel Morelly, Beiträge der französischen Enzyklopädisten zum Themenfeld der Gleichheit sowie Texte im Umfeld der „Verschwörung der Gleichen“ um François Noël Babeuf herangezogen (in Übersetzungen; Französisch-Kenntnisse sind aber willkommen).
Ausgewählte
Literatur:
* Diderot [tatsächlich:
Étienne-Gabriel Morelly]: Grundgesetz der Natur. Nebst einer
Zugabe von E. M. Arndt, Leipzig 1846. Französisches Original:
Code de la nature. Par-Tout: Chez le vrai sage, 1755.
* Jean D’Alembert: Versuch über die Elemente der
Philosophie. Übersetzt von Dagmar Comtesse, Moritz Epple und
Celine Volders (Ausgabe in Vorbereitung). Französisches
Original: Essai sur les élémens de philosophie.
In: ders.: Mélanges de literature, d’histoire, et
de philosophie. 5 Bände. Amsterdam: Zacharie Chatelain
& Fils, 1767.
* Philippe Buonarroti: Babeuf und die Verschwörung
für die Gleichheit. Übersetzt und eingeleitet von
Anna und Wilhelm Blos. Stuttgart: Dietz, 1909. Französisches
Original: Conspiration pour l‘égalité
dite de Babeuf. 2 Bände. Bruxelles: A la Librairie romantique,
1828.
* Pierre Rosanvallon: Die Gesellschaft der Gleichen. Berlin: Suhrkamp,
2017.
* Siep Stuurman: The Invention of Humanity: Equality and Cultural
Difference in World History. Cambridge, Mass.: Harvard University
Press, 2017.
Prof. Dr. Annette Warner
Übung
Fr 10:00-12:00, SH 4.107, ab 19.4.2024
Voraussetzungen: Voraussetzung
zur Teilnahme ist der gleichzeitige Besuch der Vorlesung ODER die
eigenständige Lektüre der zur Vorlesung angegebenen
Literatur. Begleitend zur Übung werden drei Kurztexte
geschrieben und überarbeitet (Leistungsnachweis).
Anmeldung: Zur Übung gibt es ab April einen OLAT-Kurs, in den
sich die TeilnehmerInnen selbständig eintragen.
Über den OLAT-Kurs erhalten die TeilnehmerInnen der
Veranstaltung auch die zu lesenden Texte und weiteres Material
für die Veranstaltung. Ebenso erfolgt über den
OLAT-Kurs die Abgabe der für den Leistungsnachweis in dieser
Übung zu erbringenden schriftlichen Aufgaben.
Inhalt: Die Alchemie bildet sich im Rahmen des goldenen Zeitalters der islamisch-arabischen Wissenschaften als eigenständige Disziplin heraus, kann dabei jedoch bereits auf eine Reihe vonWerken der Antike zurückgreifen. Obwohl die Alchemie im Westen seit der Mitte des zwölften Jahrhunderts bekannt war, gab es erst in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts ernsthafte Versuche, die riesige Menge an arabischen Schriften zu diesem Thema zu verarbeiten. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts erfuhr die lateinische Alchemie in der Schrift „Über die Mineralien“ von Albertus Magnus eine neue Behandlung. Opus maius, Opus minus und Opus tertium von Roger Bacon, die alle in den 1260er Jahren auf Geheiß von Papst Clemens IV. verfasst wurden, belegen das Interesse des Franziskanermönchs an der Alchemie. Den Höhepunkt der alchemistischen Schriften im Hochmittelalter bildet die Schrift Summa perfectionis, die zum Ende des 13. Jahrhunderts zur Verteidigung der Disziplin verfasst wurde. In der Übung werden Texte aus dem Spektrum der Alchemie in Übersetzung gelesen und diskutiert.
Literatur:
* William R. Newman: „Medieval Alchemy“, in: David
C. Lindberg und Michael H. Shank (Hrsg.): The Cambridge History of
Science, Bd. 2: Medieval Science. Cambridge: Cambridge University Press
2013: 385 - 403.
* Lawrence Principe: The Secrets of Alchemy. Chicago: University of
Chicago Press 2013.
Dr. Baijayanti Roy
Übung
Di 10:00-12:00, SH 1.103, ab 16.4.2024
Bemerkung: The lectures will be in English but participants are welcome to interact in German.
Inhalt:
India, the most profitable colony of the British Empire, has factored
relatively little in the scholarly works on the Anglo-German
relationship from 1871 to 1945. This is because the Wilhelmine Reich
and its successor states, the Weimar Republic and the ‘Third
Reich,’ apparently had little or no involvement in India.
Actually, Germans and Indians were involved in multiple ways soon after
the formation of the German Empire in 1871. From the 1880s, Germans
began to develop commercial interests in India. By the beginning of the
20th century, Indian anti-colonialists fleeing colonial repression
found a relatively safe refuge in Berlin. The presence of Germans in
India and Indians in Germany complicated the Anglo-German relationship
in ways that has not received enough attention from historians.
This course will trace such complexities by studying the German
diaspora in the Indian subcontinent and the Indian anti-colonialists in
Germany, particularly in Berlin, to show that Anglo-German
relationship, as far as India was concerned, was characterized by
elements of co-operation and competition which often existed
simultaneously.
Literatur:
* Joachim Oesterheld: Zum Spektrum der indischen Präsenz in
Deutschland von Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts. In: Fremde
Erfahrungen: Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und in
der Schweiz bis 1945 / hrsg. von Gerhard Höpp. Berlin: Das Arab Buch.
2000. 331-346.
* Kris Manjapra: Age of Entanglement: German and Indian intellectuals
across Empire. Cambridge, Mass: Harvard University Press, 2014.
* Nirode K. Barooah: Germany and the Indians. Between the wars.
Norderstadt: Books on Demand. 2018.
Dr. Daliah Bawanypeck
Proseminar
Mi 14:00-17:00, IG 457, ab 24.4.2024
Voraussetzungen Anmeldung: Zum Proseminar gibt es einen OLAT-Kurs, in den sich die TeilnehmerInnen ab April selbständig eintragen. Verbindlich wird die Anmeldung durch Teilnahme an der ersten Sitzung. Über den OLAT-Kurs erhalten die TeilnehmerInnen auch die Materialien. Ebenso erfolgt die Abgabe der für das Proseminar zu erbringenden schriftlichen Aufgaben über den OLAT-Kurs.
Inhalt:
Von Methode und Fragestellung her ein historisches Fach, untersucht die
Wissenschaftsgeschichte die Auseinandersetzung des Menschen mit seiner
Lebensumwelt zum Verständnis der (zuweilen als Bedrohung
empfundenen) natürlichen Phänomene. Dabei sind die
zum wissenschaftlichen Wissen gehörenden Gebiete und Methoden
einem historischen Wandel unterworfen. Ziel dieses Proseminars ist es,
den Studierenden eine Einführung in die
Wissenschaftsgeschichte von der Moderne bis zur Antike zu geben.
Das übergreifende Thema dieser Einführung bilden
Bibliotheken und Archive mit ihren Manuskriptsammlungen. In allen
Schriftkulturen von der Antike bis zur Moderne stellen sie epistemische
Orte dar, an denen Experten Wissen gesammelt, aufbewahrt, entwickelt
und weitergegeben haben.
Durch die Lektüre von Überblicksartikeln und
exemplarischen Quellen sollen das wissenschaftliche Lesen und die
Quellenkritik zunächst gemeinsam geübt werden.
Übungen, die über den Verlauf des Semesters verteilt
sind (z. B. Quellen- und Literaturrecherche, Erstellung von
Literaturlisten, Entwicklung wissenschaftlicher Fragestellungen),
dienen der Vorbereitung der eigenen Hausarbeit, die das Proseminar
abschließt.
Literatur:
* Marianne Sommer/Staffan Müller-Wille/Carsten Reinhardt
(Hgg.): Handbuch Wissenschaftsgeschichte: Stuttgart: Metzler
Verlag 2017.
Prof. Dr. Annette Warner, Prof. Dr. Moritz Epple
Kolloquium
Di 18:00 - 20:00, IG 1.414, ab 18.4.2024
Bemerkung zu Zeit und Ort: Es wird demnächst angekündigt, in welcher Form das Kolloquium stattfinden wird.
Inhalt: Es
werden zum Einen laufende Examens- und Doktorarbeiten vorgestellt,
zum Anderen neuere wissenschaftshistorische Publikationen gemeinsam
diskutiert. Teilnehmerinnen und Teilnehmer (auch aus angrenzenden
Gebieten) sind nach Rücksprache mit den Veranstaltern herzlich
willkommen.
Zu Vortragsveranstaltungen mit auswärtigen Gästen
sind alle Interessierten herzlich
eingeladen. Wissenschaftshistorische
Vorkenntnisse und persönliche
Anmeldung sind erforderlich.