epi-M
Epistemologien des Wissens vom Menschen
Im Spannungsfeld konkurrierender naturhistorischer und analytischer Ordnungen
haben am Ende des 18.Jahrhunderts neue Wissensgegenstände Autorität errungen, die sowohl die Vorstellung von
Natur als auch von Gesellschaft grundlegend reorganisierten: Mensch, Volk, Leben usw.
epi-M untersucht die Diskussionen um die „Wissenschaft vom Menschen“ und ihre Erkenntnispolitiken
in Frankreich um 1800.
Den konkreten Gegenstand und zeitlichen Fokus für unsere Untersuchung liefern bestimmte
Aktivitäten und Debatten im Umkreis der von 1799 bis 1804 bestehenden Société des observateurs
de l'homme in Paris. An ihr lassen sich unterschiedliche Herangehensweisen an den Gegenstand Mensch
und ein Netz von Akteuren rekonstruieren, in welchem sich die Wissenschaften vom Menschen ca. 1800
formierten. Im Mittelpunkt dieser Debatten stand der von Louis François Jauffret geprägte Begriff
Anthropologie, der die verschiedenen Wissenschaften vom Menschen zu einer einzigen Wissenschaft verbinden sollte.
epi-M will dieses klassische Thema unter zwei Gesichtspunkten erneut zum Gegenstand der Forschung machen.
Einerseits sollen die unterschiedlichen Erkenntnishandlungen und Erkenntnisbegriffe untersucht werden,
welche in spezifischen Teilbereichen der sciences de l'homme die Produktion von Wissen anleiteten und
legitimierten. Andererseits untersucht epi-M die Funktion und politische Dimension, der von diesen Wissensformen
geprägten Menschenbilder. Die Forschungen in den zwei Teilrojekten zeigen, dass das
Auftauchen des wissenschaftlichen Gegenstandes Mensch und die Konsolidierung eines Sprechens vom Menschen her,
als wissenschaftliche Ideologien innerhalb bestimmter Herrschaftsformen erkannt werden müssen. Den Horizont
anthropologischer Rechtfertigungen zu verlassen und hierin die historische Kritik einer grundlegende Ideologie
der Geistes- und Humanwissenschaften zu liefern, kann als übergeordnetes Ziel von epi-M verstanden werden.
Methodisch und thematisch ordnet epi-M sich in die Tradition der historischen Epistemologie ein. Durch
die Untersuchung sowie den Vergleich verschiedener Erkenntnispraktiken soll ein Beitrag zur Genese eines
Teilspektrums der modernen humanwissenschaftlichen Disziplinen geleistet werden.
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